Der Pfahl in Draculas Brust
Torsten König war das Licht in all meinen Inszenierungen an der Volksbühne. Er ist in Warnemünde mit dem Fahrrad verunglückt, am helllichten Tage, niemand hat es gesehen und konnte bezeugen, was geschehen ist. So wie ich ihn bei der Arbeit gar nicht bemerkt habe. Er hat parallel zu unseren Proben geleuchtet. Es war so selbstverständlich und erstmal unauffällig. Später hat man dann gemerkt, wie er alles durchleuchtet hat. Er war nicht nur Licht-, sondern Licht- und Schattenkünstler. Er hat die Schatten gestaltet und dem Licht Charakter gegeben.
Da war kein dunkles Schattenreich, vor dem sich die meisten fürchten, da war Farbe und Leben in diesem Reich der Metamorphosen. Er hat mit den Schatten die Schauspieler in Fabelwesen und Insekten verwandelt. Er hat sich den unmöglichsten Bühnensituationen gestellt. Flächen und Räume mit unberechenbaren Reflexionen, offen, versperrt oder bewegt. Aber gerade diese Schwierigkeiten bei der Beschaffenheit des Bühnenbildes birgt ungeahnte Schönheiten, und die hat Torsten provoziert.
Dann das farbige Licht. So verpönt! Er hat kräftig in den Farbtopf gegriffen und wurde belohnt. Farbe war für uns Entscheidung und Bekenntnis. Für die meisten war ...
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