Der Boden wankt
Auf den ersten Blick strahlt die Situation behagliche Normalität aus: Zwei junge Paare feiern eine Einweihungsparty. Zwischen Kisten und Möbeln stoßen Rachel und Jake mit Kitty und Edward auf deren neues Heim an. Freundschaftlich plänkelt man miteinander und bestaunt das Neugeborene von Edward und Kitty. Doch dann fällt die Frage, was man in letzter Zeit so getrieben habe, und Jake antwortet, «Ich? Naja, Rentner vergewaltigt», Rachel gibt ungerührt an, eine alte Freundin umgebracht zu haben, und Edward teilt mit, er habe «alles gefickt, was in Fickweite war».
Auch wenn wir alsbald erfahren, dass wir es mitnichten mit Psychopathen, sondern mit gängigem Smalltalk unter Anwälten zu tun haben, bei dem man nicht mehr sagt, dass ein Mandant etwas getan hat, sondern es direkt in der Ich-Form ausspricht, gerät doch der Boden, auf dem wir uns so sicher wähnen, für einen Moment ins Wanken.
Dies ist nicht die einzige Erschütterung, die die englische Autorin und Regisseurin Nina Raine mit und in «Konsens» erzeugt. Schwere, natürlich selbsterzeugte Beben bringen auch die scheinbar glücklich gebundenen, fest im Leben stehenden Figuren mächtig aus dem Tritt. Mit Anwälten und Strafverteidigern ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Mai 2018
Rubrik: Das Stück, Seite 47
von Natalie Bloch
Auf die Münchner CSU ist Verlass. Die aufrechten christsozialen Stadtverordneten sind heldenmütig bereit, sich in einem der interessanteren Theaterstreits der letzten Jahre in die reaktionäre Ecke, nein: nicht einmal stellen zu lassen. Sie sind sogar selbst mit Anlauf hineingesprungen.
Zur Erinnerung: Matthias Lilienthal war 2015 als Nachfolger von Johan Simons...
«Warum schweigen Sie denn die ganze Zeit?», fragt die Prüfungskommission der Universität Arizona den 18-jährigen Hal Incandenza mit wachsender Ungeduld. Offensichtlich hat der hochbegabte Tennisnachwuchs nicht nur ein ernst zu nehmendes Kommunikationsproblem, auch Selbst- und Fremdwahrnehmung driften auseinander: «Ich bin hier drin. Ich bin nicht, was Sie sehen.»
...
Eines der hartnäckigsten Gerüchte über Isländer lautet, dass man es hier mit einem irgendwie mythendurchtränkten Menschenschlag zu tun habe. Jede neu zu bauende Straße müsse von einem Elfenexperten abgenommen werden, heißt es, und der müsse die Naturgeister erst einmal besänftigen, damit diese das Neubauprojekt akzeptieren. Die isländische Tourismuswirtschaft lebt...