Das Heilige und das Profane

Enis Maci im Gespräch über ihr neuen Stück «WUNDE R»

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Eva Behrendt In der Münchner Fassung ist der Chor verschwunden. Welche Funktion hat er in «WUNDE R»?

Enis Maci Die Gemeinschaft von Ichs, die sich im Wohnzimmer der Derwischin Ha­tixhe versammeln, einer tatsächlichen Pilger­innenstätte in Tirana, ist eine heterodoxe. Da sind undogmatische Glaubenspraxen, eine gewisse Planlosigkeit. Das Gemeinsam-Sein, das man dort erleben kann, das auf dem Theater zum Gemeinsam-Sprechen wird, hat wenig mit einem antiken, monumental-starken Chor zu tun. Es blitzt eher auf, flüchtig.

EB Am Ende des Stücks reflektiert eine Erzähler*innenstimme, wie problematisch es ist, hier ein Wir zu formulieren. Dennoch scheint sich das Stück auf die Möglichkeit eines Wirs zuzubewegen.

Maci Viele meiner Arbeiten kreisen um dieses Wir-Sagen. In «WUNDE R» wollte ich eher dessen Voraussetzungen klären. Es sprechen mögliche Pilgerinnen, die sich an diesem Ort aufhalten, gemeinsam, nebeneinander und trotzdem allein, die sich dort im intimsten aller möglichen Gespräche versenken: dem Gebet. Es sprechen potenzielle, alternative Heilige, Empfängerinnen von Fürbitten. Das Stück ist auch ein Versuch, der Frage nach dem «Ich» auf den Grund, oder auf ein paar ihrer Gründe zu ...

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Theater heute August/September 2020
Rubrik: Aufführungen, Seite 9
von Eva Behrendt

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