Das Dilemma der Revolution
Man muss ein Mensch sein.» Was ist ein Mensch? Ist der Mensch ein Tier? Ein Mensch sein – eine große Aufgabe. Eine Frau sein, eine noch größere? Die Fragen könnten nicht grundsätzlicher sein, der Bühnenaufwand nicht geringer. Ein leerer Wohnzimmerkasten mit Sofa und Schreibtisch, in der Mitte eine Schiebetür, das ist alles. Große Fragen, wenig Worte. «Man darf kein Tier sein, man muss ein Mensch sein», ist einer der wenigen Sätze, der einzige wiederholte Satz in der Aufführung.
Saara Turunens neues Stück «Früchte der Vernunft», das im letzten Jahr in Helsinki uraufgeführt wurde, nun von ihr selbst inszeniert am Bochumer Schauspielhaus, spielt fast in demselben Bühnenbild wie «Das Gespenst der Normalität», ihr erstes in Bochum aufgeführtes Stück: geschlossener Raum, spärlich möbliertes Bürgermilieu unter der niedrigen Decke (Bühne Milja Aho). Ein Guckkasten wie eine Puppenstube. «Räume-Trilogie» nennt die Autorin ihre letzten drei Bühnenwerke.
Im Mittelpunkt stehen Frauen, Typen skizzenhaft angedeutet: die Kinderlose, die Mutter, die Genusssuchende, die einsame Trauernde, die Sexbombe. Die Wortkargheit wird hier zum bewusst gewählten Stilmittel. Aber immer spricht die zur Szene ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 11
von Gerhard Preußer
Als sie erfuhr, sie werde die erste außereuropäische Programmdirektorin von Theater der Welt, bestimmte die Corona-Pandemie noch das Geschehen. Chiaki Soma, eine der wichtigsten Produzentinnen und Festivalmacherinnen Asiens, saß in Tokio fest und dachte über mögliche Schwerpunkte nach, die in zwei Jahren das Festival prägen sollten, das vom Zentrum Bundesrepublik...
Abends sinken die Temperaturen dann doch unter vierzig Grad. Die steinernen Sitzbänke im weiten Rund des Amphitheaters sind aber immer noch so aufgeheizt, dass man sie gut als Herdplatte nutzen könnte. Das weite Rund oben am Berg, etwas abseits des Küstendorfes Epidaurus, fasst maximal 14.000 Zuschauer:innen. An diesem Abend zugelassen sind «lediglich» 9000. Der...
Im Mai 2011 tauchte an der Karl-Marx-Allee plötzlich ein großes Schild auf, direkt vor dem ehemaligen kleinen Bungalow am Haus der Statistik. Darauf war in schönster Ferienkatalog-Ästhetik der Entwurf des geplanten Bauvorhabens «Berlin del Mar» zu sehen, eine Ferienhotelanlage mit King-Size-Pool, in Kooperation mit TUI. – Hier?, fragte man sich natürlich, direkt am...