Cottbus: Wenn einer eine Reise tut
Es ist eine Art Lackmustest für Jo Fabian, der seit dieser Spielzeit neuer Schauspieldirektor in Cottbus ist und das Publikum für seine Art von Theater erst noch gewinnen will und muss. Nach zwei eigenen Regiearbeiten – «Wilhelm Tell» und «Onkel Wanja» –, die sich beide an klassischen Dramentexten orientieren, ruft er nun zum Aufbruch, zur «Terra In Cognita».
Ein mehrdeutiger Titel, der zwischen Utopiehoffnung, Postkolonialismus und eben der Cottbuser Situation bedeutungsschwer herumschillert, zumal der Abend zugleich auch noch als choreografisches Figurentheater und Triptychon angekündigt ist. Entsprechend gliedert sich die Inszenierung denn auch in einen bildhaft-rhythmischen Prolog, ein dreigeteiltes Wimmelbild im Hauptteil und eine Trommelperformance als Abschluss. Dazu gibt es in den beiden Pausen Beuys-Textperformances vom Band.
Gleich zu Beginn lässt Fabian unter den unbarmherzigen Paukenschlägen von Jörg Trost acht Ruder aus den Wänden kommen. Die Sklaverei als Ausgangspunkt, Kraft durch Menschenkraft und ein blutrotes Bühnenbild, in dem in strenger Synchronität die nicht sichtbaren Ruderer ihre Zwangsarbeit vollbringen und die Geschichte voranschreiten lassen. Erst zwei ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Juni 2018
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Torben Ibs
Neue Stücke
Während die Menschheit sich fröhlich um Verstand und Umwelt konsumiert, steigt eine neue Spezies auf die Startblöcke: die intelligenten Automaten. In Sibylle Bergs «Wonderland Ave.» diskutiert ein Chor künstlicher Intelligenzen mit einer der letzten verbliebenen Personen: Ersan Mondtag inszeniert die Uraufführung am Schauspiel Köln. Roland...
Es sieht nicht gut aus, das globale Ökosystem. Mit gesichtskonturverflachenden Masken, dazu Basecaps, auf denen «I love Bingo» steht (wobei das Verb neckisch durch ein rotes Herz ersetzt ist) oder Sweatshirts mit der sachdienlichen Information «Everything sucks» tritt es auf der Bühne des Wiener Schauspielhauses zusammen, schickt ab und zu mal einen...
Er gilt als Dramatiker, der gern aktuelle politische Fragen anpackt. Philipp Löhle, Jahrgang 1978, hat in «Das Ding» 2011 über globale Warenströme geschrieben, in «Feuerschlange» 2016 über die deutsche Waffenindustrie, in «Du, Normen» und «Du, Norma» 2013 und 2016 über geschlechtsspezifische Sozialisation. Die aktuelle Frage, die einen beim Besuch seiner neuesten...