Lisa Jopt, Therese Dörr, Anke Zillich, Jana Deppe und Günter Alt; Foto: Diana Küster/Schauspiel Bochum

Bochum: Fegefeuer der Kuscheligkeiten

Laura Naumann «Wir müssen reden» (U)

Familie ist dann besonders grausam, wenn Papa und Mama einen streng organisierten Haushalt bevorzugen und den totalitären Organisationszwang derart infam mit einer Kuschel- und Wohlfühlatmosphäre abfedern, dass die Kinder zu genussunfähigen Heuchlern heranreifen.

In Bochum, wo Laura Naumann zusammen mit der Regisseurin Anna Fries und dem Ensemble ein Stück zum Thema «familiäres Fegefeuer» entwickelt hat, lässt sie mit Vater, Mutter, der Oma, einem bierverliebten Onkel und drei Kindern ein Familienrudel auflaufen, das von morgens bis abends durchorganisiert ist und auch jene Lobhudeleien termingemäß abwickelt, die notwendig sind, um ein derart zwanghaftes System am Laufen zu halten.

Sagt die Mama «Also mir schmeckt’s», untermauert der Papa das postwendend mit einem «Wir sind stolz auf dich, wir sind alle sehr stolz auf dich». Geht es um das neu renovierte Wohnzimmer, preist die Mutter sich vorsorglich lieber selbst. «Für die Vorhänge muss ich mich mal loben, mit denen hab ich mich selbst übertroffen.» Das permanente Lobpreisen erfordert so viel heuchlerische Kraftanstrengung, dass in diesem Dampftopf eigentlich explosionsartig Druck abgebaut werden müsste. So weit kommt es in der ...

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Theater heute Januar 2018
Rubrik: Chronik, Seite 63
von Jürgen Berger

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