Aus Gründen

Juliane Hendes, Pièrre.Vers, «Dunkeldorf» beim asphalt-Festival Düsseldorf

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Alles ist klar, noch bevor irgendetwas erzählt oder gespielt wurde. Selbst mir, zugezogen, ohne nennenswerte Kenntnis der Lokalgeschichte, ist klar, was am Ende dieses Theaterabends über den Bombenanschlag auf eine Gruppe Sprachschüler:innen in Düsseldorf im Jahr 2000 stehen wird: eine Mehrheitsgesellschaft, die schweigt und rasend schnell vergisst; eine Polizei und Justiz, die versagt; Aktivist:innen, deren Wissen über Neonazis nicht zählt; Überlebende, die allein gelassen werden mit dem Schmerz und der Angst; eine rechte Szene, die einen weiteren Sieg verbuchen kann.

Dass der Ausgang deprimierend absehbar ist, macht «Dunkeldorf» nicht weniger relevant, im Gegenteil. Autorin Juliane Hendes und Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen gelingt ein vielstimmiges, forderndes Bild der Ereignisse, das pars pro toto für ein Grundproblem der Bundesrepublik stehen kann: für das ewige Unterschätzen, Relativieren, Ignorieren rechten Terrors, Anschlag für Anschlag, Mord für Mord.

Könnte sein, dass gerade das Theater – als Medium der permanenten Wiederholung – eine so passende Form ist, um sich mit dem verdrängten Altbekannten neu zu konfrontieren.

Hendes und das Theaterkollektiv Pièrre.Vers haben ...

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Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Cornelia Fiedler

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