Aus der Zwickmühle

Im Kulturjournalismus ist so gut wie alles knapp: Plätze, Honorare, Fantasie für Veränderung. Einige Argumente für mehr Großzügigkeit und Innovationslust Von Esther Boldt

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Die gute Nachricht ist: Es wird wieder über Kritik diskutiert. Im letzten Jahr bei zahlreichen, oft prominent besetzten Veranstaltungen wie dem Kongress «Die Zukunft der Kritik», veranstaltet von Bundeskunsthalle Bonn und Akademie der Künste Berlin, heftiger und öffentlichkeitswirksamer noch angesichts der Hannoveraner «Causa Goecke». Diese Diskussionen sind auch Ausdruck von Veränderungsprozessen, die im Feld des Kulturjournalismus am Werk sind: Wir befinden uns an einem Übergang.

Während in den etablierten Printmedien die Plätze für Kulturberichterstattung weiterhin schwinden – eine Tendenz, die sich während der Pandemie noch verstärkt hat –, verlagern sich kulturkritische Dialoge in andere, virtuelle Räume. Dabei ist noch lange nicht ausgemacht, wo der Qualitätsjournalismus in der (Aufmerksamkeits-)Konkurrenz zu den Gratis-Meinungsmärkten des Internets langfristig seinen Platz finden wird. Zugleich muss auch er sich die institutionskritischen Fragen gefallen lassen, die sich zurzeit vielerorts stellen: Welche etablierten Praxen können überhaupt beibehalten werden? Und wo müssen wir neue Wege finden oder erfinden, um der veränderten Zeit und den veränderten Publika gerecht zu ...

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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Knappheit - alles auf Kante, Seite 30
von Esther Boldt

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