Andersdenken unerwünscht
Vormittags um zehn, am 15. Juni, drehen Geheimdienstleute dem Regisseur Bolat Atabayev vor seinem Haus in Almaty die Arme auf den Rücken und zerren ihn, während sich eine empörte Menge ansammelt, in einen Toyota, der ihn ins Untersuchungsgefängnis bringt. Seit Januar hat er Ausreiseverbot, steht seit Wochen unter Hausarrest. Grund dafür ist eine polizeiliche Vorladung zur Befragung über seine Rolle als Mitschuldiger an Streiks, Aufruhr und gewaltsamem Verfassungsbruch. Er ist der Vorladung nicht gefolgt, denn er sollte auch gegen Oppositionskräfte aussagen.
Die NSC-Beamten machen schnell klar, was solche Eigenmächtigkeiten bedeuten: Der herzkranke Atabayev wird in der Untersuchungshaft verhört, geschlagen und soll durch die glutheiße Steppe in die 3.000 Kilometer entfernte Erdölstadt Zhanozen gebracht werden.
Dort und in Shepte, in der Nähe des Kaspischen Meeres, kam es Ende Dezember vergangenen Jahres nach einem fast achtmonatigen Streik der Ölarbeiter zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitsorganen. Kasachstan will bis 2020 gern die Emirate bei der Ölförderung überholen, also wurde der Ausnahmezustand verhängt, es gab 13 Tote, über hundert Verletzte, Gebäude ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute August/September 2012
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Thomas Engel
Die Herren nehmen an der Rampe Aufstellung und machen Front: gegen die Konvention der Konversations-Komödie bis zur vollständigen Niederlage kommunikativen Handelns. Der Erlösung, die in Oscar Wildes «Bunbury» aus Jack Worthing doch noch einen Ernst macht und ihn – demaskiert – der Ehe zuführt, verbietet Thirza Bruncken gewissermaßen den Mund. Die Darsteller...
Jetzt ist es vorbei: Nach neun Erfolgsjahren am Berliner HAU verlässt Intendant Matthias Lilienthal Haus und Stadt. Zum Abschied folgte er noch mal dem alten Motto Überforderung mit 24 Stunden «Unendlicher Spaß» und einer weitläufigen «Weltausstellung» auf dem Tempelhofer Feld. An den Münchner Kammerspielen schlägt Michael Thalheimer zum ersten Mal auf mit...
Wahrscheinlich wäre Ernst Schumacher einverstanden gewesen, wenn man ihn als «stur» bezeichnet hätte, und zwar in der oberbayerischen Lesart des Begriffs. Also eher hartnäckig und zäh als dogmatisch; eher unbeirrbar und störrisch als ideologisch, wobei es zwischen den semantischen Feldern durchaus Überschneidungen gibt.
Er stammte aus bäuerlich katholischen...