Knacks und Komik
So was nennt man wohl «schwierige Kindheit»: Wenn sich der Papa im Wohnzimmer mit der Klage «Mein Sohn, mein Sohn, warum hast du mich verlassen?» per Selbsttötungsmaschine an ein Holzkreuz nageln lässt, dann hat der 16-jährige Sohnemann sicherlich das Anrecht auf einen heftigen Knacks. Und wenn das Töchterlein im verwesenden Leichnam der Mutter heranwachsen muss, dann ist es nicht verwunderlich, dass die Kleine ein bisschen gestört ist. Michael und Michelle haben solch eine schreckliche Sozialisation durchlitten. Sagen sie.
Denn ob die beiden Geschwister diese verrückten Familiengeschichten wirklich erlebt oder nur erdacht haben, das lässt Dennis Kelly während der neun Szenen seines Dramas «Schutt» reizvoll in der Schwebe.
Der Autor ist noch so ein junger Wilder von der Insel. Wie vor ihm seine britischen Kollegen Mark Ravenhill, Sarah Kane oder Enda Walsh schrieb er ein schmutziges kleines Sozial-Stück – 2003 uraufgeführt in London, 2004 in deutscher Sprache erstmals in Wien auf die Bühne gebracht. Die Mono- und Dialoge flutschen wie geschmiert dank der üblichen Zutaten: Blut und Tränen, Kot und Kotze, Rotz und Sabber. Nur Sperma tröpfelt keins. Vor dem pädophilen «Mister ...
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Talbot...
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