Eine Frage der Haltbarkeit

Der «Stückemarkt» des Theatertreffens setzt seit diesem Jahr auf Performance-Kunst

Radikaler als mit dieser Auftaktperformance hätte man wohl kaum klarmachen können, dass im Jahr 2014 neue Zeiten beim Stücke­markt des Berliner Theatertreffens angebrochen sind. Praktisch ohne Text, ohne nacherzählbare Geschichte purzelten da sechs Akteure und die belgische Arrangeurin dieser Turbulenz na­mens «Mystery Magnet», Miet Warlop, vor einer weißen Wand umher, hantierten mit Luftballons und einem Elektroauto, verspritzten literweise Farbe, hämmerten mitunter ihre grellen Perückenköpfe durch die Wand und versprühten auch sonst ziem­lich scham- und sinnfrei gute Laune.

Eine quietsch­bunte Nebenbühnenbelustigung war das, irgendwo zwischen dem Dripping-Expressionismus eines Jackson Pollock und Disneyland. Man trifft dergleichen regelmäßig auf Nachwuchsfestivals der Marke «Freischwimmer» oder «Impulse» an. Aber beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens, der einstigen Bastion der Dramatiker-Förderung in Deutschland? Eher ungewöhnlich.

Was ist ein Stück?

Mit Aplomb war die neue Mannschaft des Theatertreffens, Leiterin Yvonne Büdenhölzer und der Intendant der Berliner Festspiele Thomas Oberender, ihre Reform des Stückemarkts angegangen: weg vom Dramen- und ...

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Theater heute Juli 2014
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Christian Rakow

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