Eine Frage der Haltbarkeit
Radikaler als mit dieser Auftaktperformance hätte man wohl kaum klarmachen können, dass im Jahr 2014 neue Zeiten beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens angebrochen sind. Praktisch ohne Text, ohne nacherzählbare Geschichte purzelten da sechs Akteure und die belgische Arrangeurin dieser Turbulenz namens «Mystery Magnet», Miet Warlop, vor einer weißen Wand umher, hantierten mit Luftballons und einem Elektroauto, verspritzten literweise Farbe, hämmerten mitunter ihre grellen Perückenköpfe durch die Wand und versprühten auch sonst ziemlich scham- und sinnfrei gute Laune.
Eine quietschbunte Nebenbühnenbelustigung war das, irgendwo zwischen dem Dripping-Expressionismus eines Jackson Pollock und Disneyland. Man trifft dergleichen regelmäßig auf Nachwuchsfestivals der Marke «Freischwimmer» oder «Impulse» an. Aber beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens, der einstigen Bastion der Dramatiker-Förderung in Deutschland? Eher ungewöhnlich.
Was ist ein Stück?
Mit Aplomb war die neue Mannschaft des Theatertreffens, Leiterin Yvonne Büdenhölzer und der Intendant der Berliner Festspiele Thomas Oberender, ihre Reform des Stückemarkts angegangen: weg vom Dramen- und ...
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Theater heute Juli 2014
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Christian Rakow
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das Nationaltheater Mannheim wurde 1839 von einem Hoftheater in die städtische Trägerschaft überführt. Es ist heute das älteste kommunale Theater der Welt.
Das Nationaltheater war in diesen 175 Jahren immer ein...
Auch die Hexen haben heute Notebooks. Manierlich setzen sie Macbeth an den Feldtisch, ein Klick, und er hat ihre Prophezeiungen vor sich auf dem Bildschirm: Schottlands künftige Könige in digitaler Prozession; Gefahr droht von keinem, den eine Frau geboren hat; solange der Wald von Birnam nicht aufs Schloss zumarschiert, kann nichts passieren.
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