Frédéric Gies: «Album (Praticable)»
Er kommt aus der Nähe von Straßburg, tanzte in Paris, seit fünf Jahren lebt er in Berlin. Sein Körper ist bärenstark, seine Haltung die eines Teddys. Die Stimme bittet im freundlichen Ton um Aufmerksamkeit, der Wuschelbart federt den Eindruck von Eitelkeit ab, der Topfschnitt fügt Mitleid hinzu. Den Soloabend führt sein Assistent ein, mit Halbglatze in Malerhose als Vor-«Gruppe».
In den Berliner Sophiensälen zeigt er, welcher Ton hier gilt: der eigene schwere Atem, mit dem auch Frédéric Gies wie ein Derwisch über die leere Bühne trudeln wird, auf weißen Socken, im T-Shirt, das die berühmte Rolling-Stones-Zunge zeigt, neckisch verziert mit einem Moustache.
Der neue Mann. Er ist auf sich gestellt, er fährt das Licht selbst, er hat gelernt, «immer kreativ sein zu müssen». Zwischen jedem seiner kurzen Soli wechselt er das Schuhwerk und verrät seine Pläne, «was zwischen Autobiografie und Tanzgeschichte» machen zu wollen. Erschrocken erfährt man vom Symptom, das wie ein Virus die Szene erfasst und im Sommer als «SODA», einem Studiengang des Berliner Hochschulübergreifenden Zentrums Tanz, sein klinisches Bild erhalten soll: Viele solche Solodarsteller sollen Tanz häppchenweise zeigen, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Valentina Savina und Alexander Chmelnitzy sind von allen Ballettmeister-Pflichten für das Staatsballett Berlin befreit – und damit nicht mehr den Demütigungen ihres Vorgesetzten Vladimir Malakhov ausgesetzt. Um beiden den Abgang zu «erleichtern», hatte der Ballettintendant angewiesen, dass sie zuletzt nur noch mit Anfängern proben durften: zweimal pro Woche in...
Christoph Winkler ist Stipendiat des Tanz-Residenzprogramms des Goethe-Instituts Montreal. Drei Wochen lang wird er mit den Tänzern Eugene «U-gin» Boateng, Jörg Schiebe und Luke Garwood im Tanzhaus Circuit-Est und danach in seinem Berliner Studio eine Choreografie mit dem Arbeitstitel «Routinen» erarbeiten. Es geht um «den Übergang von der Arbeits- zur...
Sie stehen unter neuer Leitung. Um Identität und Wurzeln soll es nun gehen. Mit seiner ersten Ausgabe des Fesivals «Les Hivernales d’Avignon» heizt Emmanuel Serafini richtig ein. Alles dreht sich um Afrika. Wo stehen Afrikas Künstler heute, da sie auf allen Kontinenten arbeiten? Da passt ins Bild, dass Salia Sanou und Seydou Boro das gerade selbst erforschen. Zum...