Verlangsamen
Wir treffen uns in einem Café, das in der Wiener Kulturszene nicht unbedingt als schick gilt. Dort gibt es einen Tisch, an dem man gut im Raum integriert, aber doch geschützt und für sich sitzt. Zufallsbegegnungen und die daraus resultierenden Ablenkungen sind unwahrscheinlich. Gut so. Wir haben beide nur wenig Zeit.
Im Kaffeehaus wurden einst ganze Tage verbracht. Heute ist das Zeitmaß, das es braucht, um einen Kaffee durchzubesprechen, zwar deutlich geschrumpft, aber unser Kaffee hat immerhin noch Spielfilmlänge.
«Ein Spielfilm muss ja wenigstens 88 Minuten dauern», sagt Philipp Gehmacher. «Im Tanz kann man ein Stück mit fünfzig Minuten gerade noch abendfüllend nennen.» Kürzere Filme oder Stücke anzubieten, widerspräche gängigen Präsentationslogiken. Diese formatierenden Zeitrahmen üben an sich schon einen gewissen Druck aus, denn «eine Arbeit von mir kann nur schwer über eine Stunde hinausgehen».
Draußen rauscht der Verkehr. «Vor einigen Wochen habe ich bei John Berger gelesen, dass unser Verständnis von Raum nur mit Architektur und der Stadt zu tun hat. Berger fragt, ob Höhlenmalereien räumlich sind. Eben. Sind sie nicht. Und darum behauptet er, dass es zur Zeit ihres ...
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Diskussion über kulturelle Bildung: Was ist das? Wer hat sie? Wer vermittelt sie? Wem nutzt sie, was leistet sie, wie kann man sie messen? Soll man sie messen? Braucht man sie überhaupt? Und gehört der Tanz eigentlich dazu? Landauf, landab beschäftigen sich Symposien, Tagungen, Konferenzen mit Fragen zur kulturellen Bildung. Wobei der Begriff «Bildung» typisch...
I am no xenophobe. The roster of non-British dancers that dominates the upper echelons of the Royal Ballet causes me no heart-ache whatsoever. However, my choice of Martin Harvey recognises a remarkable phenomenon: the phoenix-like resurgence of the British tradition of great dance actors, which he currently spearheads. The clarion call sounded this season when he...
Um lebens willen
«Oben war nur der Himmel und eine Wolke in seiner Mitte – wie ein plattes Gesicht mit geschlossenen Augen und dem Anflug eines Lächelns. Unten war lange Zeit nichts als Nebel gewesen, und als er sich endlich verzog, spürte Marina eine solche Müdigkeit, dass sie sich noch kaum in der Luft zu halten vermochte. Aus der Höhe waren nur wenige Anzeichen...