Aktuelle Mozart-Ballette
Mozart, der Geliebte, der Populäre – und der doch Fremde. So wie sich die aktive Musik-Auseinandersetzung heute meist auf sieben Opern, ein paar späte Sinfonien und Solokonzerte für Klavier, Geige und Klarinette beschränkt, Pianisten seine so vermeintlich leichten, dabei im schwerelos bedeutsamen Ausdruck so heiklen Sonaten eher meiden, so wenig scheint er auch die Choreografen inspiriert zu haben. Kaum einem gelang zu seiner Musik ein wirkliches Meisterstück.
Noch bevor sich Maurice Béjart immer wieder mit Mozart beschäftigte (etwa in einer vertanzten «Zauberflöte», den «Don Giovanni-Variationen», zum letzten Jubiläum 1991 mit dem läppischen «Tod in Wien» und 1997 als kontemplativer Ausgleich zu den Queen-Hymnen in «Le presbytère …»), häkelte George Balanchine 1956 zum «Divertimento Nr. 15» für fünf Tutu-Ballerinen in Hellblau mit gelben Schleifchen und ein paar Jungs reizvoll vertrackte Mozart-Girlanden. Ein unterhaltsames Fädelspiel, ein Geschicklichkeitstest, der viel weniger harmlos zu tanzen ist, als er anmutet. Doch das glatt dahinschnurrende Divertimento für zwei Hörner und Streicher verstärkt eher den Reiz der schönen Oberfläche.
Der so besonders musikalische Jirí Kylián ...
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Who the fuck is Mozart?
nennt Sergei Vanaev seinen Mozart-Beitrag tatsächlich. So ganz dämlich ist die Frage vielleicht nicht. Der Choreograf in Bremerhaven denkt wohl manchmal auch: Where the fuck is Bremerhaven? Denn selbst dann ist man noch nicht am Ziel- und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wenn es um die Salzburger Wunderkind-Feier des Jahres 2006 geht....
«Folgen Sie dem weißen Pfeil!» Barsche Kommandos empfangen den Besucher im Kieler Opernhaus zu Mario Schröders von Kafka inspirierter Tanzerzählung «Das Schloss». Gehorsam tappt der Zuschauer ins Gänge-Labyrinth hinter die Bühne, wo ihn Registratoren mit gezücktem Bleistift erwarten.
Blitzlicht blendet die Augen. Nach der Farbe befragt, stolpert er weiter durchs...
Noch vor seinem Stuttgarter Engagement tanzte John Neumeier in der Kompanie von Sybil Shearer, und sie ist es letztlich gewesen, die den «stärksten Anstoß für meine choreografische Arbeit gab», wie sich Hamburgs Ballettintendant erinnert: eine «Einzelgängerin» des Modern Dance, die in ihrer Jugend mit Merce Cunningham verglichen wurde, sich später aber einem...