Olga Desmond: Preussens nackte Venus

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Preussen nackte Venus, das klingt – als Untertitel eines Buchs und einer Ausstellung – nicht eben sexy, sondern nach Erstem Weltkrieg. Die Monarchien und ihre Stützen, die Kirchen, bröckelten. Die Bühnen spielten Arthur Schnitzlers libertinen «Reigen», Isadora Duncan tanzte barfuß.

Die Emanzipation der Frau begann – als Teil der Freikörperkultur und der Anarchisten. Die Freiheit, das Unwort des Jahrhunderts, störte die «öffentliche Ordnung». Kommunisten meinten den Arbeiter zu befreien, Nationalisten wollten das Vaterland befreien.

Mittendrin befreite sich der nackte Körper der Reformer und des Tanzes von einer sterbenden Kultur.

Neben Isadora Duncan tourte die heute vergessene Olga Desmond mit einer Kompanie namens The Seldoms und stellte bekannte Marmorskulpturen für ein reiches Publikum nach.

Nackt trat sie aus diesen «Lebenden Bildern» hinaus in die von ihrem Impresario Karl Vanselow veranstalteten «Schönheit-Abende». Olga Desmonds Nackttänze waren ein Riesenerfolg u. a. im Neuen Schauspielhaus am Berliner Nollendorfplatz – der ein Ort der sexuellen Befreiung blieb.

Die 1890 Geborene tanzte hier den «Schwertertanz», als wäre sie die reine Unschuld inmitten einer Phalanx ...

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Tanz Mai 2009
Rubrik: Buchbesprechung, Seite 24
von

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