Die Gleichberechtigung

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hat felsenfeste Positionen zementiert: dass Frauen gleich viel verdienen, gleich hart arbeiten, gleiche Chancen besitzen und bei der Erziehung der Kinder nur noch gleichen Anteil nehmen müssen wie die Männer. Wie auch immer die Gleichheit in Wirklichkeit aussieht – diese Gleichheit kommt als so verbindlich daher, dass es völlig egal ist, ob Gleichheit wirklich herrscht. Denn Gleichheit darf sich erst gar nicht leugnen lassen: In Wirklichkeit sind die Geschlechter eben gleich. In der Realität ganz sicher nicht.


Die Realität könnte behaupten, dass Frauen im Tanz viel erfolgreicher sind als Männer. Natürlich fallen uns William Forsythe, Xavier Le Roy, Jérôme Bel und die Dominanz männlicher Ballettdirektoren ein. Aber wer ist länger so berühmt im Geschäft wie Pina Bausch? Wer ist mutiger als Lia Rodrigues, die in die Favelas von Rio zog, um vergeblich das Fürchten zu lernen? Wer ist resistenter gegen das Stadttheater als die Schwedin Margaretha Åsberg, die seit Jahrzehnten ihre eigene Vision von Tanz hat? Wer glaubt denn, dass eine im Rollstuhl sitzende Gerda König so viel Wirkung auf die Tanzszenen in São Paulo, Nairobi und demnächst wohl auch in Malaysia hat?
Starke Frauen. Auch das ...

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Tanz Juli 2006
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Redaktion

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