Goldschatz

Zwischen Zugänglichkeit und Albtraum-Ästhetik: Goyo Montero leitet seit 15 Jahren das Staatstheater Nürnberg Ballett. Seine jüngste Kreation «Goldberg» zeigt exemplarisch, warum er in der Stadt so geliebt wird

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Es beginnt langsam, beinahe ehrfürchtig. Der Pianist Patrik Hévr eröffnet mit der Aria die «Goldberg»-Variationen. Fast noch getragener spielt er als Glenn Gould in seiner späten Einspielung dieses ikonischen Werks. Eine Art Ikone schafft mit diesem Abend auch Goyo Montero in Nürnberg. Seit 15 Jahren ist er hier Ballettchef, gerade hat er seinen Vertrag bis 2028 verlängert. Geliebt wird er in der Frankenmetropole sowieso.

«Ich schau mir alles an von Goyo Montero», sagt ein älterer Herr im Publikum, der nicht so aussieht wie der typische Stammgast eines zeitgenössischen Choreografen. Froh sei er, noch eine Karte für diese Vorstellung am zweiten Weihnachtsfeiertag bekommen zu haben. «Zum Glück bleibt uns der Montero ja nun noch ein bisschen erhalten», sagt er noch. Ein Fan. Wie Montero sich zu einer solchen Attraktion für Nürnberg und den zeitgenössischen Tanz dort entwickeln konnte, zeigt sein neuer Abend «Goldberg» beispielhaft: Der Spanier schafft eine Mischung aus direkter, narrativer und verständlicher Zugänglichkeit. Und rutscht dennoch nicht ins Revuehafte oder allzu Eindeutige ab.

Mit dem Beat wird die Kompanie zur Gruppe
Mit diesem feinen Übergang – von erhaben nach ...

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Tanz Februar 2023
Rubrik: Produktionen, Seite 12
von Rita Argauer

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