In der Spur

Vater, Mutter, Tochter – eine Berufung, zwei Generationen, drei Karrieren: Elisabeth Tonevs Tanzleidenschaft wurzelt im Elternhaus. Wie tickt eine so talentierte Familie?

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Sie kennen das Haus aus dem Effeff. Gleiches gilt umgekehrt: Man geht keine zwei Schritte, ohne dass es aus irgendeiner Ecke «Oh Victoria!» schallt. Oder «Menschenskind – Julian!». Dabei ist es gut zwanzig Jahre her, dass sich Victoria Lahiguera und Julian Tonev von der Berliner Staatsoper verabschiedet und ihr eigenes Tanzstudio gegründet haben. An einem trüben Januarnachmittag kehren sie zurück in den Knobelsdorff-Bau, nehmen Platz im Parkett. Aus ganz besonderem Anlass.

Ein Mädchen kommt auf die Bühne gelaufen, flink fliegt der Kopf erst hierhin, dann dorthin.

Schon taucht er auf, der junge Mann, dem es entgegenfiebert: mit jeder Faser seines zarten, biegsamen Körpers und sehnsüchtigen Blicken, die wie Liebespfeile aus den dunklen Augen schießen. Keine zehn Sekunden, dann schmiegen sich beider Silhouetten aneinander. Bewegungen fließen zusammen, mit jedem Atemzug geht eine Liebkosung einher. Stürmisch und sachte zugleich. Wenn er sie hebt, malen sie ein gemeinsames Ausrufezeichen in die Luft. Wenn er seine Liebesschwüre in gewaltige Sprunghöhen schraubt, schmilzt sie dahin. Makellos entfaltet sie ihre Arabesques, sinkt zuletzt ins Penchée, um ihn zu küssen – den jungen Mann, der ...

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Tanz März 2022
Rubrik: Familie, Seite 56
von Dorion Weickmann

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