Leto
Ich besuche Kirill Serebrennikov Anfang August 2017 in Kronstadt. Im ehemaligen Kulturhaus der Baltischen Flotte dreht der Regisseur Sequenzen seines neuen Films. Weniger ihm, als seiner engsten Mitarbeiterin steht der Stress der vergangenen Monate ins Gesicht geschrieben, auch die Stinkefinger-Brosche an ihrem Kleid kann darüber nicht hinwegtäuschen.
Als der Regisseur eine propagandistische Zusammenarbeit mit dem System ablehnte, hatte man zunächst versucht, sein Theater, das heute schon legendäre Gogol-Zentrum, finanziell auszutrocknen, was an der Treue des Publikums und am Engagement von Mäzenen scheiterte. Daraufhin legte man ihm – ebenso erfolglos – nahe, von der Theaterleitung zurückzutreten. Im Mai 2017 war mit einer Serie von Hausdurchsuchungen die nächste Eskalationsstufe erreicht, im Rahmen sogenannter Ermittlungen, die die Geschäftsführung des von Serebrennikov vollumfänglich und höchst erfolgreich realisierten «Platforma»-Projektes zur Popularisierung zeitgenössischer Kunst ins Visier nahmen. Es war klar, dass man den Sack schlägt, um sich zum Esel vorzuarbeiten. Wenige Tage nachdem ich mich von Kirill verabschiedet habe, belastet ihn eine Buchhalterin, die entsprechend ...
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Tanz November 2018
Rubrik: Tanz im Kino, Seite 10
von Sergio Morabito
Jacopo Godani hat Erfolg. Seine Dresden Frankfurt Dance Company tourt ganz gut und zieht Publikum an. Sein neues Programm, das in Frankfurt im Bockenheimer Depot Premiere feierte, weckt die «Echoes from a Restless Soul» von 2016 wieder auf, zeigt ein nagelneues «From now on» und schiebt «N.N.N.N.» von William Forsythe dazwischen. Als Godani 2015 die ehemalige...
Jan Broeckx, als Leiter der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München sind Sie für gewöhnlich nicht mit dem Problem der Schwerhörigkeit befasst. Nein, das nicht. Aber im Sommerkurs habe ich einen dreizehnjährigen, rundum talentierten Jungen erlebt, der in beiden Ohren ein Hörgerät trägt und den Unterricht dennoch problemlos gemeistert hat.
Wi...
Damien Jalet, in «Suspiria» sind sämtliche Tanzlehrerinnen Hexen. Das Böse macht den unschuldigen Elevinnen einer privaten Ballettschule ordentlich Beine. Will man so etwas wirklich choreografieren?
Natürlich, ja! «Suspiria» von 1977 ist einer meiner Lieblingsfilme. Die Idee, Hexenkunst und Tanz zu verbinden, ist doch großartig. Man denkt gleich an Mary Wigmans...