Stuttgart: Itzik Galili «The gift»

Nein, seinen Abschied lässt er sich nicht nehmen. Ganz zum Schluss singt er, schon sein eigener Zuschauer,- das Brel-Chanson «Ne me quitte pas», während auf dem Videoschirm das gefilmte Gegenüber sichtbar wird. Doch lang hält es ihn nicht auf seinem Sitz in der ersten Reihe. Debussys «Claire de lune» erklingt, und Eric Gauthier hebt sich wieder auf die Bühne des Stuttgarter Theaterhauses und tanzt sozusagen als P.S.

einen Pas seul von Itzik Galili: ausschwingend, fast ein wenig abgehoben und dabei von einer poetischen Projektionskraft, zu der die Herzschwünge seiner Hände wie eine Pointe passen. Um am Ende doch wieder ganz er selbst zu sein: ein Ensemblechef, ein Publikumsliebling, ein Tausendsassa, der nicht nur aus seinem «Erinnerungsglas» den erhofften Beifall schlürft.

Jeder der vierhundert Zuschauer erhält zu Begin ein solches Marmeladegläschen. Auf den ersten Blick sieht es zwar ganz leer aus. Aber das Etikett «The Gift» lässt vermuten, dass es etwas Besonderes beinhaltet; «Das Geschenk» erschließt sich denn auch erst im weiteren Verlauf der Vorstellung. Bevor es nämlich ans Eingemachte geht, sieht sich Eric Gauthier mit der Stimme seines Gewissens konfrontiert, und die, ...

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Tanz Mai 2018
Rubrik: Kritik 5/18, Seite 46
von Hartmut Regitz

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