David Dawson: «A Million Kisses to My Skin»,«Giselle»
Wann immer sich in der neuen «Giselle» des Dresden SemperOper Ballett etwas Entscheidendes tut, lässt David Dawson Blumen sprechen. Mit Kirschblüten überhäuft Albrecht seine Geliebte im ersten Pas de deux, als wolle er so ihre fragile Schönheit fassen. Blutrote Blätter «beflecken» Giselle auch während der Wahnsinnszene und deuten auf einen frühen Tod. Am Ende des zweiten Akts versinkt sie wie gewohnt im Boden. Was von ihr bleibt: ein Haufen Blütenblätter.
Möglicherweise hat sich die romantische «Giselle» unter dem Einfluss seiner Muse in eine Geschichte wie aus dem heutigen Japan verwandelt. Yumiko Takeshima entwarf für David Dawson nicht nur die leichten, lichten Kostüme, die das Stück so anders erscheinen lassen. Sie verkörpert auch im ersten Handlungsballett des Haus-Choreografen mit feinstem Filigran die titelstiftende Figur und bringt in die Aufführung ganz nebenbei ein Wissen um die Bedeutung von Blumen ein. Kirschblüten, einst ein Symbol der Samurai, stehen für eine Schönheit, die, eben erblüht, bereits im Verfliegen ist. Lilien wiederum finden sich in japanischen Mangas als versteckter Hinweis auf eine Liebesbeziehung zwischen Frauen. Wenn Bathilda, eigentlich Albrecht ...
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