antigone sr.

Antike und Anti-Kult, das geht zusammen. Jedenfalls bei Trajal Harrell, der die Tragödie mit der Theatralik aufmischt, die dem Voguing eigen ist. Heraus kommt ein knalliges Event

Tanz - Logo

Es gibt sie in acht Größen, Trajal Harrells Serie «Twenty Looks or Paris is Burning at the Judson Church». Das teilt der Choreograf zu Beginn der Vorstellung seinem Publikum mit und kündigt «Antigone Sr.» als Large-Version an. Es gibt also auch kleinere Ausgaben, eine XL-Fassung sowie eine mit individuellem Zuschnitt.

Harrell betreibt diese clevere Marketing-Strategie nun schon seit einigen Jahren, doch unabhängig von der Größenangabe bleibt seine Hypothese unverändert: Was wäre 1963 passiert, wenn ein Voguer von einem New Yorker House Ball in Harlem nach downtown Greenwich Village stolziert wäre und unterwegs das Gesamtwerk der Postmoderne von Judson Church performt hätte? Die Tänzer, Komponisten und Künstler dieses losen Kollektivs hatten einst die vorherrschende moderne Tanzästhetik mitsamt ihrer Vorliebe für handlungsbasierte Stücke, Mythen und Psychologie infrage gestellt (tanz 7/14). Angesichts des Lichterglanzes, der opulenten Kostüme, des Make-ups, der großen Namen und Veranstaltungsformate setzten die Judson-Künstler auf für damalige Verhältnisse radikale künstlerische Formen und bevorzugten schlichte, gewöhnliche Sujets in spartanischer Ausstattung – eine minimalistische ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz August/September 2014
Rubrik: tanz im august, Seite 32
von Philip Szporer

Weitere Beiträge
Master-Macher: Theo Van Rompay bei P.A.R.T.S. in Brüssel

Im kommenden Studienjahr feiert P.A.R.T.S. sein 20-jähriges Jubiläum. Schon bald nach der Eröffnung wurde das Brüsseler Tanzzentrum in Europa und darüber hinaus zur maßgeblichen Ausbildungsstätte – nicht zuletzt, weil einige der renommiertesten Tanzpädagogen der Welt mit ihm verbunden waren. Seit Anne Teresa De Keersmaeker die Schule gemeinsam mit dem Théâtre Royal...

solitudes solos

Es sind essenzielle, reduzierte Solotänze, die Daniel Léveillé in «Solitudes Solo» mit zum Teil höchster Kunstfertigkeit präsentiert. Das Stück, das keinerlei kommerzielle Konzessionen macht und populistische Befindlichkeiten allenfalls flüchtig streift, hat ihm bereits einige Lorbeeren eingetragen. Was der Choreograf für «Solitudes Solo» ersonnen hat, ist alles...

bern: Yet Company: «Vivant!»

Noch nie von dieser Schweizer Kompanie gehört? Nie den in der Berliner Etage ausgebildeten Pantomimen Fabian Cohn kennengelernt? Nie die Tanzpädagogin Dominika Willinek getroffen, die fließend in sechs Sprachen parliert? Dabei ist ihre gemeinsame, 2010 gegründete Tanzkompanie ein echter Renner. Nie sah man die Uferstudios in Berlin so gefüllt mit jungem Publikum.

N...