jonah bokaer
Ein Tanzstudio in Brooklyn, etwa hundert Quadratmeter mit doppelter Fensterfront und altertümlichen Heizkörpern: Chez Bushwick, mitten in Bushwick, dem Latino-Viertel gleich neben Williamsburg, gelegen, ist derzeit im Umbruch zur Künstlerkolonie. Jonah Bokaer war, seiner early-bird-Natur gemäß, einer der Ersten am Platz und gründete ein multidisziplinäres Kollektiv, mit Freunden aus Musik, Theater, Fotografie und Journalismus. Chez Bushwick ist eine «artist-run organization», läuft also in Selbstverwaltung – und wurde schnell zu einer Speerspitze der künstlerischen Recherche.
Vielleicht nicht unmittelbar eine neue Judson Church – denn wer will, wer kann überhaupt heute noch den Tanz total neu erfinden?
Schließlich war der Tanz der Zukunft, als Jonah Bokaer 1981 zur Welt kam, irgendwie längst Realität – beispielsweise bei Merce Cunningham. Bokaer tanzte selbst in dessen Kompanie, und zwar, wie in einschlägigen Kreisen ehrfurchtsvoll kolportiert wird: «als jüngster Neuzugang aller Zeiten». Das war 2000, Bokaer zählte gerade mal 18 Lenze und blieb sieben Jahre lang in Merces Studio in der Bethune Street. Gleichzeitig studierte er Medienkunst und fing an zu choreografieren. Der early ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz November 2013
Rubrik: menschen, Seite 18
von Thomas Hahn
Es gibt Missstände, die den Tanz mittelbar ins Mark treffen, und trotzdem herrscht flächendeckend: Schweigen im Wald. Wenn irgendwo der Zaster fehlt, die Sparte unter Beschuss gerät – stehen die Tanzschaffenden garantiert auf der Matte. Dann geht es ja ums hehre Ziel: die Freiheit, die Autonomie, den Reichtum der Kunst! Ganz anders sieht die Sache aus, sobald...
Dies war ihre letzte Premiere in Saarbrücken; die Donlon Dance Company gibt es nicht mehr, die Leitung des Balletts haben die Assistenten übernommen. Vor dem Theaterzelt direkt neben einer akuten Staatstheaterbaustelle toste stoisch der Lärm der Stadtautobahn. Dieses Monstrum ist das Wahrzeichen Saarbrückens: eine betonharte Ortsumgehung schneidet sich mitten durch...
bedeutete zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, dass Tänzer und Choreografen versucht haben, außerhalb eines Opernhauses ihr Auskommen zu verdienen. In der Regel gelang das nur, indem sie ihren brüchigen, auf Tournee verdienten Ruhm in eigene Schulen investierten, wie das Mary Wigman und Gret Palucca taten, und wie es heute Anne Teresa De Keersmaeker in Belgien tut....