Hamburg: Gisèle Vienne: «The Pyre»

Der Anfang ist eine Novelle, der Schluss ein Scheiterhaufen. Ein Kind scharrt in der Asche und versetzt dem weiß verkohlten Körper seiner Mutter leichte Tritte. Qualm steigt auf. Wortlos, hilflos ist der Sohn. Die Mutter wirkt wie verbrannt in der Hölle der Einsamkeit. Im ersten Bild erhebt sie sich langsam, sinnlich, sexy, wie psychedelisch, dann wie verzweifelt. Sie findet zu sich selbst und verliert sich sofort im Nichts. Im Boden gespiegelt, scheint sie auf Stelzen zu gehen. Als Tänzerin lebt sie einen Traum, der auf der Tanzfläche eines Clubs verendet ist oder in einer Peep-Show.

Da flimmern LEDs wie Trugbilder eines nie stattgefunden habenden Daseins, das nun an ihr vorbeizieht, während sie durch einen schwarzen Tunnel ins Jenseits zu rutschen scheint. Anja Röttgerkamp wirkt geradezu irreal. Dann erscheint der Zwölfjährige, und man kann höchstens erahnen, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen.

«The Pyre» (Der Scheiterhaufen), liest sich das nicht wie eine Fortsetzung von «This is how you will disappear», dem Titel eines Stücks von Gisèle Vienne aus 2010? Die Novelle von Dennis Cooper, die eingangs an das Publikum verteilt wird, liefert Deutungshilfe. Man sollte sie aber ...

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Tanz August/September 2013
Rubrik: kalender und kritik, Seite 48
von Thomas Hahn

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