
Tanz Jahrbuch 2013
Editorial
Ikonen
Was bleibt, wenn der Tanz zu Ende ist? Manchmal nur ein einziges Bild, in dem alles zusammenfließt: Gedanken, Gefühle, Träume, Erinnerungen: eben das Wesentliche. Wir haben Prominente um Fotografien und Geschichten gebeten, die diese Essenz festhalten
Geschichte
Blick-Einstellung
Bewegung ist die größte Herausforderung für Fotografen. In den 1920er-Jahren rückte die Tanzkunst in den Fokus von Lichtbildnern wie Hugo Erfurth, Charlotte Rudolph und Lotte Jacobi
Augen-Künstler
Eine kurze Geschichte der Tanzfotografie oder: Wie sich eine Kunst emanzipiert
Sammler-Herzen
Der Tänzer und Choreograf Serge Lifar bewahrte alles auf, was ihm seine berühmten Freunde ins Haus trugen. In Paris kam nun ein Gutteil der Fotografien aus seinem Nachlass unter den Hammer. Auf einer Auktion der Begierden.
Fotografen
Der Lichtarchitekt
Seit über 20 Jahren ist er in William Forsythes Tanz-Räumen unterwegs. Längst haben die Bilder von Dominik Mentzos eine eigene Dimension erreicht. Ein Gespräch über Kunst, Kommerz und fotografische Grenzgänge von Marina Dafova
Der Bildregisseur: Gert Weigelt
Wenn es um Pressefreiheit und Traditionsbewusstsein geht, kennt er kein Pardon: der Elder Statesman der Tanzfotografie im Gespräch mit Annette von Wangenheim
Der Komplize: Herman Sorgeloos
Seit fast 30 Jahren arbeiten die Choreografin und der Fotograf eng zusammen: Er dokumentiert, was sie für ihre Kompanie Rosas kreiert. Ein Gespräch über die langjährige Partnerschaft von Pieter T'Jonck
Der Beobachter: Henry Leutwyler
Ein so geräumiges wie karg eingerichtetes Studio in Chelsea, diskret beschallt von Keith Jarretts Klaviermusik. Hier arbeitet der New Yorker Fotograf Henry Leutwyler und kredenzt italienischen Kaffee zum Gespräch über seinen neuen Fotoband, der den Alltag des New York City Ballet auf und hinter der Bühne dokumentiert.
Wirkung
Marketing
Früher waren Tänzer erhaben inszenierte Ikonen. Heute sind sie entweder fotostylisher Anreiz zum Ticketkauf oder schweißnasse Trainings-Zombies. Über Fluch und Segen der digitalen Mediokratie im Zeitalter allgewaltiger Marketingschlachten.
Die Kampagne
In Göteborg wurde aus dem Ballett eine zeitgenössische Tanzkompanie. Wie kommuniziert man seinem Publikum einen so entscheidenden Schritt?
Contra
Braucht das Ballett die Fotografie? Die stellvertretende Intendantin Christiane Theobald am Staatsballett Berlin findet, die Wirkung eines fotografischen Bildes wird manchmal auch überschätzt.
Der Protagonist
Sie werden tausendfach geknipst, ins Netz gestellt, für Zeitungen und Bücher abgelichtet. Aber was macht eine Fotografie eigentlich für Tänzeraugen attraktiv? Darüber gibt Michael Banzhaf Auskunft.
Transition
Die Bewahrerin: Gundel Kilian
Sie war Tänzerin, er Fotograf, als die beiden einander in der Kulisse begegneten. Er hat von ihr etwas übers Tanzen gelernt, sie von ihm das Fotografieren. Heute pflegt sie sein Erbe.
Der Poet: Andrej Uspenski
Sein Vater war Fotograf und funktionierte das Bad zur Dunkelkammer um. Ein Abenteuer für den Sohn, aus dem ein großer Tänzer wurde – und ein begabter Fotograf.
Die Komponistin: Maria-Helena Buckley
Die Ex-Ballerina Maria-Helena Buckley sitzt in einem kleinen Café in Paris und ist ein bisschen nervös: Zum ersten Mal ist sie von ihrer Tochter, gerade drei Wochen alt, getrennt. Aber das Thema ist ihr wichtig: Die Tanzfotografie, sagt sie, prägt das Bild des Tanzes in unseren Köpfen.
Die Saison 2012/13
Choreograf des Jahres: John Neumeier
Seit vierzig Jahren leitet er das Hamburg Ballett und choreografiert für dieses Ensemble von Weltrang – als der Erneuerer des klassischen Erzählballetts
Tänzerin des Jahres: Anne Teresa De Keersmaeker
Die belgische Künstlerin ist ein Idol: als Choreografin. Und ein Phänomen: als Tänzerin. Die eine kommt nicht ohne die andere aus
Kompanie des Jahres: Ballett am Rhein
Martin Schläpfer konnte der Stadt Düsseldorf das Versprechen auf ein 20 Millionen teures Balletthaus entlocken. Aber dafür arbeiten er und seine 48-köpfige Kompanie auch wie die Berserker: 50 hervorragende Ballette sind seit 2009 in Düsseldorf und Duisburg entstanden.
Tänzer des Jahres: Stuttgarter Männer
Wie soll man sich bei dieser herrlichen Herrenriege für nur einen Solisten entscheiden? Unsere Kritiker konnten es nicht – darum sind sie nun alle gewählt: die Stuttgarter Meistertänzer
Newcomer des Jahres: Dada Masilo
Überraschung muss sein: Mit ihrem «Swan Lake» eroberte die Südafrikanerin die Herzen Europas. Dabei geht es um ernste Themen, um Gewalt gegen Homosexuelle und Vergewaltigung. Dada Masilo macht daraus mehr als eine Anklage: einen federleichten Tanz
Die Hoffnungsträger
31 Tanzkünstler, die hoffentlich die Zukunft bewegen