zwei finger______
erledigen, wozu man früher zwei Beine brauchte. Man drückt etwas, schon bewegt sich was. Käme ein Mensch heute mit nur zwei Fingern pro Hand zur Welt, er hätte kaum ein Problem. Vielleicht wären diese Finger sogar geschickt genug, irgendwann Löffel, Messer, Gabel zu halten. Für den Rest – Computer, Smartphone, iPad – braucht kein Mensch mehr als zwei Finger. Bei manchen Kindern sollen zwei ihrer Fingerchen bereits schmaler und spitzer geworden sein, weil sie nicht mehr grabschen, graben, greifen, sondern winzige Tasten drücken.
Vielleicht will man auch gar nicht mehr begreifen, sondern berührt werden, womit wir beim Tanz wären, der ja durch ganzen Körpereinsatz berührt, was aber kaum ein Zuschauer begreift, der tagsüber nicht schwitzt und keucht, sondern die Welt mit zwei Fingern erkundet, am Lenkrad, Fahrkartenschalter oder Geldautomaten, alles in 2-D. Darum entwickelt er auch so eine ungeheure Sehnsucht nach der dritten Dimension, im Kino, im Fernsehen und im Tanz.
Betrachten wir mal diese Medien: Warum will ein Mensch das Ballett längst lieber im Kino als im Theater sehen? Weil er währenddessen mit zwei Fingern Popcorn aus der Tüte angeln kann (Seite 86). Warum erkennen wir die ...
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Tanz August 2012
Rubrik: editorial, Seite 1
von
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im jahrbuch: sport wird tanz______
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Die ach so sorgsam behütete «Individualität» – in Wahrheit ist sie zusammengesetzt aus lauter Mosaiksteinchen. Mit jedem exklusiven Hobby, jeder Schrulle ist man in Wahrheit Teil einer Peergroup – sei es als Downhiller oder Dominostein-Spieler, als Messie oder Hacker. Und aus einer Gruppenzugehörigkeit kommt gar keiner raus: aus seiner Generation. Analysen von...