zürich: Christian Spuck: «Anna Karenina»

Das Ballett beginnt Schwarz in Schwarz. In einem düsteren Salon versammeln sich die Gäste und trauern um Anna Karenina. Das mag der geneigte Ballett-Geher raten oder nicht. Wissen wird er es zum Schluss: wenn sich dieselbe Gesellschaft um die Tote versammelt. Der Anfang ist einer der wenigen Eingriffe Christian Spucks in die chronologische Abfolge der Ereignisse aus Lew Tolstois Roman. Martin Donner lässt aus dem Off Züge donnern. Das Leitmotiv vom Beginn des Romans führt auch durch Christian Spucks «Anna Karenina» mit dem Ballett Zürich.

Das ist einer der Fingerzeige, die gut gewählt sind und zum Verständnis beitragen. Aber, und da liegt das Problem dieser neuen Arbeit des Ballettchefs: Die Lesehilfe bewegt sich auf der Ebene der Inszenierung, nicht im Choreografischen.

So auch die erste Liebesszene zwischen Wronski und Anna Karenina. Sie ist im blutroten Kleid zu Betsys Salon erschienen, er hat lange auf sie gewartet. Nun gibt es kein Halten mehr. Die beiden reißen sich die Kleider vom Leib und wälzen sich am Boden. Man würde meinen, ein Choreograf wüsste derlei in Tanz zu fassen. Christian Spuck aber hat hier mit dem Holzhammer inszeniert. Dazu kommt Anschub aus dem ...

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Tanz Dezember 2014
Rubrik: kalender und kritik, Seite 51
von Lilo Weber

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