Würzburg: «linchpin», «die glasmenagerie»
Zu viel Symbolik kann zum Hindernis werden. Can Arslan lässt seine Tänzer mit beleuchteten Würfeln hantieren, die größer und immer größer wiederkehren, dann baumeln plötzlich weiße Masken von der Decke, oder dunkle Geflechte anonymisieren einzelne Gesichter, es flackert das Stroboskop. Die Zutaten werden im Programmheft erklärt, hängen aber eher unverbunden in einer vor sich hinstockenden, seltsam undefinierten Choreografie. Der titelgebende «Linchpin» ist der Achsnagel am alten Räderkarren und meint im übertragenen Sinn den Dreh- und Angelpunkt einer Konstruktion.
Für Arslan ist es der Rettungsnagel, der den Menschen mit seiner Seele verbindet, zu kantig-spröder Musik von Béla Bartók übersetzt der Ballettdirektor des Nordharzer Städtebundtheaters außerdem Grundthemen aus der psychoanalytischen Lehre von C.G. Jung in tänzerische Bilder: die Persona und ihren Schatten oder das kollektive Unbewusste. Sie stehen deutlich lesbar und mahnend, aber doch irgendwie lose neben dem Bild der Technik, die dem Menschen aus der Hand gerät und zu seinem Käfig wird. Eine hellsichtige, aber ratlose Bestandsaufnahme oder vielleicht doch der choreografische Kampf mit zu großen Schlagworten?
Wie so ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Juli 2016
Rubrik: kalender und kritik, Seite 39
von Angela Reinhardt
wien
impulstanz
Das Museum ist das Theater der Zukunft. Heißt es. In Wien wird nun das Leopold Museum betanzt. Tino Sehgal hat dort seinen Auftritt als Mentor der «danceWEB»-Stipendiaten, die das Museale des Museums auf die Probe stellen: mit «Kiss» (2002) und «Yet Untitled» («Goldener Löwe 2013» der «Kunst-biennale Venedig») sowie Sehgals erster Arbeit, «Instead...
Nein, bitte nicht schon wieder! Am Eingang zur zweiten Spielstätte des Berliner Hebbel am Ufer (HAU) werden Handtücher verteilt: «Die werden Sie brauchen!» Was vermuten lässt, dass es sich bei Lia Rodrigues‘ «For the Sky Not to Fall» um eine dieser Darbietungen handelt, die den Zuschauer mit Darstellerschweiß oder anderen Sekreten traktieren und Partizipation mit...
Mitten im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg. Vor strahlend blauem Sommerhimmel zeichnet sich mit konzentriertem Schwung der weiße Neubau der Staatlichen Ballettschule Berlin ab. Leichtigkeit und Präsenz verkörpern auch die Bewegungen von sechs angehenden Bühnentänzerinnen. In einem der insgesamt neun lichtdurchfluteten Großraumstudios bereiten sie das in Kürze...