wolfsburg: lin hwai-min «water stains on the wall»
«Wasserflecken auf der Wand» bezeichnen höchste Meisterschaft in der chinesischen Kalligrafie. Lin Hwai-min nennt so sein jüngstes Werk für das Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan, uraufgeführt im Esplanade Theatre in Singapur. Wie üblich androgyn gekleidet in weiße, weite Hosen, agieren seine Tänzer auf einer leicht geschrägten Bühne in Gruppen, Duos und Soli mit einer Eleganz, Ruhe und in einem Energiefluss, der wie Ebbe und Flut zwischen den Tänzern hin- und herzuschwappen scheint.
Dazu gibt es Projektionen rasender Wolken, fließender Tinte gegen die reine Strenge der monochrom hellen Bühne.
Die Körper scheinen Wellen zu schlagen, was wirkt wie Dekonstruktionen des Qigong. Die alten chinesischen Kampfkunstübungen kombiniert Lin Hwai-min mit fluchtartigen Bewegungsreflexen, einem plötzlichen Erstarren der Gruppe und fragmentierten Gesten. Manchmal scheinen die Körper den kriechenden Bewegungen der Wassertropfen zu gleichen, die zeitgleich an der Projektionswand entlangperlen – so, als gäbe es zwischen der Choreografie der Körper und den wandernden Tropfen fast keinen Unterschied.
Diese Wirkung erzeugen die Tänzer aus einer Bewegung tief aus den Knien heraus, mit flüssiger ...
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Tanz Mai 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 46
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bühnenbiografie______
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