wie aus der traumfabrik
Ganz in Weiß liegt Julia hingegossen auf dem Totenbett. Gleich wird die Familie um die Scheintote trauern, die alsbald ihren geliebten Romeo wieder in die Arme schließen will. Nur dieser dunkle Fleck am Knie der Aufgebahrten stört das Bild aufopfernder Unschuld. Hat sich die Tänzerin Lauren Cuthbertson etwa verletzt? Mit Blick auf die dunklen Enden ihrer Spitzenschuhe ist die Ursache für die Verunreinigung der Ballettstrumpfhose ausgemacht: der schwarze Tanzteppich hinterließ seine Spur bei den Liebesbeteuerungen auf Knien.
Nach einem kurzen Blackout ist der Fleck verschwunden und die Bildregie kann aufatmen – schließlich verfolgen Menschen in 22 Ländern weltweit die Live-Übertragung von Kenneth MacMillans «Romeo und Julia» aus dem Royal Opera House in London.
Eine kleine Schar Ballettfans, von Jugendlichen bis zur alten Dame, findet sich an diesem Abend in einem Multiplex-Kino in Berlin-Steglitz ein. Der Kinobetreiber lässt vor Beginn billigen Sekt gratis ausschenken, weil die Vorführung über drei Stunden dauern wird. Eine absolute Ausnahme in einem Kino, in dem sonst Actionfilme und grottige Komödien in popcornverdaulicher Länge laufen.
Hollywood ohne Worte
Zuerst wird das ...
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Tanz August 2012
Rubrik: medien, Seite 86
von Franziska Buhre
Auf der Bühne steht eine Garage. Ein Auto. Eine Feuerstelle. Ein Alter liest Zeitung. Die «Junge Welt». Die wirklich junge Welt gehört hier fast zwei Dutzend Roma. Junge Tänzer klettern aus dem billigen Auto mit Mercedesgrill, lackiert in edler Ledertaschenart mit den Initialen der Choreografin. Ältere Musiker treten cool aus der Garage, sicher keine Typen, denen...
Zur Konferenz «Ballet why and how» in Stockholm wurde ich gebeten, etwas über sogenannte «Lehrlingsprogramme» zu sagen, die den Übergang vom Studenten- ins professionelle Tänzer-Dasein ermöglichen. Zwei Programme sind mir vertraut: das europäische «D.A.N.C.E. Programme» und das «Apprentice Programme» zwischen dem Semperoper Ballett und der Palucca Hochschule für...
Édouard Lock,
der 3-D-Film hilft bekanntlich, die kinästhetische Empathie zu steigern. Man identifiziert sich stärker, ist mehr «drin» im Geschehen. Kann man sich vorstellen, dass 3-D eine Zukunft auch auf der Tanzbühne hat? Meiner Ansicht nach sollte jede Kunst dem Betrachter genug Raum lassen, um das eigene Erleben, die eigene Perspektive, sein eigenes Denken auf...