Widerstand
tritt in der Natur immer dort auf, wo Energie nur noch in eine Richtung gebündelt wird. Bei jeder Stromleitung ist er da, der Widerstand. Er entsteht von selbst, wenn eine Regierung, sagen wir die israelische, jene Künstler verdrängen will, deren Kunst oder Anschauungen mit den ihren nicht übereinstimmen. Der bekannte Choreograf Arkadi Zaides, der sich in den Körper eines für ihn unsichtbaren Gegners, des Palästinensers, hineinversetzt, wird von seiner finanziellen Energiezufuhr nun abgeschnitten (Seite 64).
Schon liegt etwas in der Luft, eine Spannung, die einen Künstler nicht gleich zu offener Rebellion treibt. Wenn aber die Mehrheit zu wissen meint, was richtig ist in der Kunst, dann treten Abweichler auf den Plan. So geriet auch der spanische Tänzer Israel Galván außerhalb die Traditionslinien. In Wahrheit setzt sich kaum einer so gründlich mit der Tradition des Flamenco auseinander wie er (Seite 18).
Widerstand bohrt sich insgeheim aus dem Untergrund, auch in Marseille, der Zweitheimat von Emio Greco und Pieter C. Scholten. In ihrem neuen Stück «Extremalism» (Seite 8) wollten die beiden alle Spannungen und Konflikte harmonisch ausgleichen. Aber der Unterstrom ihrer ...
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Tanz August-September 2015
Rubrik: Editorial, Seite 3
von
«Ich lebe in einem sterbenden Europa», schimpft die Choreografin Angela Guerreiro. «Keine Jobs. Schleichende Armut. Länder, die ihre Idee von Unabhängigkeit aufgeben.» Aus der Tiefe des Bühnenraums kommt Robert Steijn und zieht sich aus. Legt sich auf den Boden. Und schläft. Totale Entspannung. Kein Stress. «Keine Spur davon, dass ich jemanden überzeugen müsste»,...
Devoted, bis in die Fußspitzen! François Chaignaud und Cecilia Bengolea verschreiben sich ganz dem Spitzenschuh. Dabei traten der Bretone und die Argentinierin 2005 noch mit «Pâquerette» auf den Plan, um per Dildo das Gesäß als choreografisches Zentrum zu entblößen. Der Fingerzeig in Richtung Intimität galt als die Geburtsstunde dieser neuen Enfants terribles im...
ausstellung_________
tanz auf dem vulkan
Drive, Tempo, Rhythmus bis zum Herzrasen – das sind keine Erfindungen des 21. Jahrhunderts. Vor gut 90 Jahren vibrierte die Tanzszene schon einmal, Freiheit und Frechheit kannten keine Grenzen. Bis 1933 der NS-Terror alles zunichte machte. Dem «Tanz auf dem Vulkan» im «Berlin der Zwanziger Jahre» widmet das Ephraim-Palais in...