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Meg Stuart und Sasha Waltz, Auge in Auge: Sahen wir je zuvor, dass eine ihre Chinos fallen lässt und sie der anderen hinüberwirft? Wie eine der anderen folgt beim Tausch der Slips, Shirts, Duftnoten? Haben wir je beobachtet, wie sie die Blicke eines aufgekratzten Publikums aufs nackte Fleisch aushalten? Minuten später stehen beide noch immer Front zu Front, aber jeweils im Outfit der anderen, bevor sie in radikalem Clinch zur Sache kommen. Beide lieben die harte Konfrontation, den energetischen Zugriff, die Power kraftvoller Unverhofftheit.
Das ist nicht ohne Komik, wenn die Choreografinnen, hier als Performerinnen tätig, herumjagen, wenn Meg, die notorisch Scheue, Sasha kopfüber hängen lässt und nicht weiß, wie sie sie wieder loswerden soll. Ästhetisch trennen die Werke der beiden Welten. Was sie verbindet, ist offenbar mehr als Kleidergröße, Alter, Mutterschaft und Prominenz. Gefüttert mit dem Wurzelsaft aus der Sippe der New Yorker Judson Church schöpfen sie aus der gleichen Quelle: Improvisation und Release-Techniken, wie sie in den Schulen neuer Tanzentwicklung in Amsterdam und Arnheim kultiviert wurden, wo sie sich 1986 begegneten.
Einflüsse aus New York
Sasha hatte in ...
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Tanz November 2014
Rubrik: produktionen, Seite 13
von Irene Sieben
Arm ist, wer mit der Sorge ums Geld aufsteht, aus Sorge ums Geld arbeitet und mit derselben Sorge wieder ins Bett steigt. Armut kann unermesslich sein, und darum ist sie auch nicht messbar, nicht mal an der Füllhöhe des Kühlschranks. Ist einer erst dann arm, wenn er keinen Kühlschrank mehr hat? Arm ist vielmehr, wer sein Denken nur noch schwer in andere Bahnen...
_____deutschland
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Boris Charmatz hat einen Preis bekommen. Die Kinderjury der «Ruhrtriennale» verlieh ihm den ersten Platz in der Kategorie: «Sie sollten ihre Schrauben nachziehen». Und ja: Auch als Zuschauer muss man halbwegs locker im Hirn sein, wenn man eine Stunde lang an einem Ensemble Vergnügen hat, das auf dem Boden herumrobbt, immerzu essbares Papier in sich hineinmümmelt,...