Vegas, Doggy!
Was andere davon abhält, die Tanzfläche überhaupt zu betreten – für Patie Ventre gibt es kaum etwas Schöneres: Ihr Tanzpartner hat zwei linke Füße. Dafür lässt er sich aber bereitwillig kommandieren. Tritt er ihr auf die Zehen – seine schmachtend treuen Hundeaugen entschädigen für alles.
Die flamboyante US-Amerikanerin und, ihr gleich, wetteifernde regionale, nationale und internationale Verbände für «Hundetanz», «Dog dancing», «Canine Freestyle» haben es für sich entdeckt, das perfekte Duett aus «responsible pet ownership» (verantwortungsvoller Haustierhaltung) und weiblichem Führungsanspruch. Früher hat Patie Ventre Standard getanzt; da führt bekanntlich der Mann. Zugegeben (aber nicht von ihr): «Canine Freestyle» ist höchstens putzig und selten so elegant wie Frauchens Staffage.
Dafür bringt uns der gemeinsame Kunstgenuss unsere besten Freunde noch näher. Und steigert, für nüchternere Gemüter, Doggys geistige Leistung, während es seine tierhaften Aggressionen abbaut. Mehr kann Kultur auch für Menschen nicht tun. Und wer den Drill für unnatürlich hält, den Bei-Fuß-Trippeln, Seitschritt, Pirouette und Parade erfordern, der kann sich den nächsten Ballettbesuch ja auch sparen.
Fakt ...
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