ulm: roberto scafati «le sacre du printemps ... plus»
So werbewirksam wie der Titel ist das Programm zusammengesetzt: Roberto Scafati erweitert Strawinskys «Frühlingsopfer» zu einem ganzen Jahreszeitenzyklus. Was böte sich da trefflicher an als Vivaldis Violinkonzerte «L’Estate» und «L’Inverno». Auch sie sind Programmmusik, spielen aber auf einer deutlich freundlicheren Skala als Strawinskys schroffes Avantgardewerk. Entsprechend artig fallen Sommer und Winter auch choreografisch aus – mit Liebesgetändel am Strand oder abstraktem Tanz in Röcken für beide Geschlechter.
Gemildert wird der musikalische Beinahe-Crash durch die «Herbstsonne» («Høstsolen»), eine gewaltige, orchesterfarbenfrohe Uraufführung des kanadischen Komponisten Matthew Whittall, zu der Scafati gelbes Licht durch dicken Nebel gleißen lässt. Vogelscheuchenartige Silhouetten geben geheimnisvolle, minimalistische Zeichen, dann aber streuen sie trockene Blätter, und auch der Herbst gerät zum Bilderbuch. Nicht nur die Farben von Marianne Hollensteins Bühnenbildern, sondern auch die Szenen, die der Ulmer Ballettdirektor dazu erfindet, illustrieren viel zu banal die Musik: Im Sommer (rot) verbrennt man sich die Füße, im Winter (blau) wird gefroren, es fällt Schnee, schließlich ...
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Tanz Januar 2013
Rubrik: kalender und kritik, Seite 42
von Angela Reinhardt
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