Überleben - im Arbeitsamt
«Ich mache lauter letzte Stücke», sagt Yoshiko Waki im Offenen Kanal, einem Bürgerfernsehen in Rheinland-Pfalz. Der Gründer dieser Anstalt aus Neustadt an der Weinstraße tritt hier als Moderator auf. Wie ein Vogel hockt die schmächtige Yoshiko Waki auf seinen starken Schultern und flötet über den kahlen Kopf von Wolfgang Ressmann hinweg: «Erst kam die Schließung der Tanzsparte an der Volksbühne Berlin, dann die Schließung in Bonn.» Heißt: Wo immer sie tanzt, wächst kein Baum mehr. Wann immer sie gekündigt wurde, war die Kompanie am Ende.
«Sehr bedenklich» findet sie das. Vor der Kamera nimmt sie ein paar Münzen in den Mund und füttert wie eine Vogelmutter den sichtlich irritierten SPD-Medienpolitiker. Er ziert sich, die Münze will nicht recht in seinen Kropf und landet im Futter seines Anzugs. In so misslicher Lage fällt ihm bloß noch die Wahrheit ein: «Geld geht immer in unsere Taschen.»
Yoshiko Waki, die in Münster begann, die bei Thomas Langkau in Gießen tanzte, die eine Koryphäe im Choreographischen Theater von Johann Kresnik wurde, ist heute arbeitslos. Offiziell. Natürlich tanzt sie weiter und mag am liebsten die große Szene. Auftritt mit Kamera im Arbeitsamt Bonn. Der ...
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Zweieinhalb Wochen zuvor war die Welt noch in Ordnung. Man fuhr zu Pina Bausch nach Wuppertal, das «Neue Stück» zu sehen. Erfreute sich an den frischen Gesichtern des Tanztheater-Nachwuchses, bewunderte die Bewegungs-Serpentinen, auf denen Schmerz und Lust in Endlosschleifen vorüberglitten. Sammelte Bausch’sche Selbstzitate auf und staunte über klassische...
Was hat die Maniküre mit den liturgischen Ges-ten eines Bischofs gemeinsam, was soll ein Pferdedoktor mit einem Kampfpiloten gemein haben, was eine Goldschmiedin mit einem Plakatekleber? Alle lieben ihren Job. Alle üben ihn mit Hingabe aus, und alle tun es geschickt mit ihren Händen. Darum heißt das, was einst eine Kunst genannt wurde: Handwerk.
Pascale Houbin...
Brest, Bretagne, Dezember 2006
Das Ballett der Opéra de Lyon gastiert. Die deutsche Austauschschülerin Alma Toaspern aus Leipzig sitzt in Reihe drei und ist elektrisiert. «Limb’s Theorem» von William Forsythe. Bei Google und YouTube forscht sie nach dem Choreografen, von dem sie noch nie etwas gesehen, geschweige denn gehört hat. «Aber ich wollte die ganze Zeit mit...