The greatest show on earth
Das Publikum sitzt hart und eng beieinander im Rund, wie in einem Vorstadtzirkus. Statt des Zeltes prangt in großen Westernlettern die Losung ringsum: THE GREATEST SHOW ON EARTH. Alles ist rund, wirkt global, dabei so zeitgenössisch, so demokratisch, ja volksnah. Statt einer Manege mit einem Duft wie aus dem Pferdestall sehen wir eine blitzblanke Drehbühne. Zwei Musiker aus Frankfurt am Main geben die Zirkuskapelle. Sie nennen sich Les Trucs. Links und rechts ihrer Empore wurden wir zuvor durch einen Vorhang aus Lametta eingelassen.
Ein junger Herr mit Hosenträgern über dem nackten Oberkörper hielt ihn uns artig auf. Jetzt stelzt eine sehr zierliche Zirkusdirektorin auf Stöckeln herbei und tschilpt: «Meg Stuart! Eisa Jocson! Antonia Baehr! Jeremy Wade!» Stars in der Manege! Wann in der Geschichte des zeitgenössischen Tanzes wurden Künstler je als lebende Sensationen ausgerufen? Sie haben es verdient, behauptet die Direktorin: als «Performer ohne Netz und doppelten Boden». Die Kunst ist ein Risiko. Aber merkt man der Kunst ihr Risiko an, ist sie dann noch: Kunst?
Les Trucs eröffnen mit einem Schlager, Jahrgang 1968: «Hereinspaziert, hereinspaziert! Hier sehen Sie Sensationen! Für ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Oktober 2016
Rubrik: Produktionen, Seite 12
von Arnd Wesemann
deep field
Martin Schläpfers Choreografie und Adriana Hölszkys Komposition greifen so ineinander, dass daraus ein hochsensibles und betörend sinnliches Kunstwerk entsteht. 2014 in Düsseldorf uraufgeführt, ist die Bühnenaufzeichnung von «Deep Field» (Foto: Gert Weigelt) nun fast drei Monate lang im Netz zu sehen, bei concert.arte.tv/de. Am 7. Oktober erscheint...
Sie ist eine jener schillernden Persönlichkeiten, denen man bei Festivals wie dem Wiener «ImPulsTanz» über den Weg laufen kann. Dort nimmt die Tänzerin ihr Publikum mit in die Unterwelt: Es geht eine Treppe hinunter ins Halbdunkel des Untergeschosses des Wiener mumok. Mit Kreidestreifen der Trauer auf Gesicht und Armen mutet sie ein wenig an wie eine...
Die Bilder, die tagtäglich auf uns einstürmen, überlagern unsere sinnliche Wahrnehmung und Empfindung. Fest vertäute Kästen in diffus schimmerndem Licht erinnern unwillkürlich an Frachtcontainer auf hoher See. Bald werden Menschen aus und zwischen ihnen hervorquellen. Einzeln, dann in Gruppen. Und sie rennen – immer im Kreis – scheinbar um ihr Leben. «Auguri» nennt...