sylvie guillem

...ist frech. «Tänzer halten die Klappe.» Zu oft jedenfalls, sagt die große Tänzerin.ist frech. «Tänzer halten die Klappe.» Zu oft jedenfalls, sagt die große Tänzerin, die soeben in Venedig mit dem «Goldenen Löwen» der Biennale di Danza für ihr Lebenswerk erhielt. Hier spricht die Ausnahmekünstlerin über faule Kollegen, die Grabenkämpfe der Tanz-Aficionados und – den Schießbefehl an ihren Mann

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Sylvie Guillem,
Sie haben 1989 das Ballett der Pariser Oper verlassen und sind als freie Künstlerin zum Weltstar geworden. So viel Wagemut ist im Tanz selten, eine solche Karriere auch. Wie kommt das?
Ich denke, Tänzer sind ein wenig zu diszipliniert. Sie werden vom ersten Moment der Ausbildung, die in der Regel in sehr jungen Jahren beginnt, infantil gehalten. Danach sind die meisten konzentriert auf das, was sie tun, und haben im Grunde keine Vorstellung davon, was sie eigentlich wollen. Sie mögen es wahrscheinlich sogar, dass andere ihnen die Entscheidungen abnehmen.

Ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten, immer Befehle und Denkverbote zu bekommen. Ich war Erste Solistin an der Pariser Oper und sagte den Chefs: Was ihr mir bietet, ist nicht genug. Die Sicherheit und das Prestige sind mir egal. Danach war ich frei. Aber natürlich liegt dann auch alle Verantwortung bei dir, ob du es schaffst oder nicht.

Sie sind recht hart gegenüber den Kollegen. Ich beschreibe nur die Realität. Die Ballettchefs wissen, dass Tänzer im Zweifelsfall die Klappe halten, und nutzen das aus. Wenn man sich heute das Programm der Pariser Oper anschaut, steht auf der Besetzungsliste nur noch: Les ...

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Tanz Juli 2012
Rubrik: menschen, Seite 24
von Sven Behrisch

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