sylvana seddig
ist Teil des tänzerischen Kraftzentrums bei Bodytalk und seit 2014 auch als eigenständige Choreografin unterwegs. Mit ihrer Produktion «Neurosen und Altlasten: Psychotanz mit Ich, Mir und Mich» schuf sie zusammen mit den Tänzern Johanna Roggan, Jan Werge und Tim Gerhards ein Psychogramm des alltäglichen Wahnsinns: Inseln der Glückseligkeit, belegt mit Rollrasen und belebt mit absurd komischen Intensivmeditationen. Die Kölnerin bedient dabei weniger die hohe Schule der feinziselierten Ästhetik, vielmehr laviert sie zwischen den Grenzen von Tanz und Groteske.
Dazu kommt ein Quantum gesellschaftspolitischer Ausdruck, was starke Bilder und Stimmungen erzeugt.
Etwas düsterer kommt ihre nächste Arbeit «Dutopia» daher, in der sie zwischen Video und Wackelpudding auch selbst performt. Die Sprach-Tanz-Mischung verwischt einmal mehr die klassischen Genregrenzen. Sylvana Seddig erweist sich dabei als gute Schülerin ihrer Mentorin Yoshiko Waki. Sie folgt deren Anspruch, politisch relevantes Tanztheater zu machen, und nimmt doch von Anfang an eigene Markierungen vor, indem sie deutlich spielerische Ansätze sucht und sehr bewusst ironische Brüche und Übertreibungen einsetzt. Zugleich bevorzugt ...
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Tanz Jahrbuch 2015
Rubrik: die hoffnungsträger, Seite 178
von Torben Ibs
nimmt den Tanz ernst. Er ist bei ihm keine Deko. Kein Kunsthandwerk, geflochten aus attraktiven Körpern. Seine Stücke sind meist heiß, in manchen Momenten kalt, nie lau. Sie überwältigen, sie wüten, sie rocken, aber nicht auf Art einer Unterhaltungsshow. Man spürt Leidenschaft in ihnen, aber in den jüngeren doch auch eine feine, kluge Ironie.
Allemal verzichtet...
Was ist intelligent? Seit dem Sommer 1956, der legendären Dartmouth Conference in den Vereinigten Staaten, gilt als ausgemacht: Intelligenz braucht kein Gehirn. Denken sei bloße Informationsverarbeitung, ein Rechenvorgang, dem die Trägersubstanz, der Körper, herzlich egal sein kann. Seitdem ist auch eine dumpfe Angst in der Welt, die Stanley Kubricks «2001 –...
Ohne Angst kein Tanz. Sie ist überall. Aber niemand spricht über sie. Erst wenn man gezielt nach ihr fragt und ein bisschen bohrt, heißt es: Ja, klar, die kennt man doch, jeder kennt sie. Aber sie führt ein Leben im Untergrund. Ist ein Tabu. Das macht sie mächtig, machtvoller wahrscheinlich als die Liebe, die sich für Geschichten eignet mit Anfang, Mitte,...