Stefan, der Börlindancer

In der Berliner U-Bahn setzt ein Tänzer die Fahrgäste unter Strom – mit einer einminütigen Show aus Jazz-, Fitness- und Hip-Hop-Moves. Sein Motto: Spür die Angst und mach es trotzdem!

Ein Freitagabend im Januar, kurz nach 22 Uhr in der Berliner U-Bahn, Linie 6: Ein athletischer, nicht mehr ganz junger Mann betritt die Bahn, stellt die Sporttasche neben sich auf den Boden und streift seine Lederjacke ab. Noch ist niemand auf ihn aufmerksam geworden. Erst als er eine kleine Musikbox hervorholt und Michael-Jackson-Beats erklingen, zieht der Typ mit dem kurzgeschorenen rotblonden Haar erste verstohlene Blicke auf sich.

Da posiert er schon mitten im Gang, hebt die Arme in großer ballettöser Geste und begrüßt die verdutzten Fahrgäste mit den Worten: «Guten Abend, Berlin! Ich bin Stefan, der Börlindancer, für eine Minute bekommt ihr jetzt eine Show.»

Eine Minute Spaß

Sechzig kurze Sekunden lang wird die U-Bahn zur Bühne. Wir sehen Breakdance-Moves, Footworks und Freezes, wie eine Katze bewegt sich der Tänzer zwischen Sitzbänken und Haltestangen, dabei immer den Blickkontakt suchend mit den erstaunten Zuschauern, die nach und nach ihre mobilen Endgeräte in den Schoß sinken lassen. Eben noch ausdruckslose Gesichter beginnen zu lächeln, neugierig. Die Ersten fangen an, rhythmisch zu klatschen. «Ihr könnt jetzt eine Minute lang Spaß mit mir haben», ruft Stefan und ...

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Tanz Mai 2018
Rubrik: Menschen, Seite 32
von Marc Staudacher

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