soft virtuosity
Für die Erstausgabe des Tanzfestivals «Colours», das im Juni und Juli drei Wochen lang das Theaterhaus in Stuttgart bespielte, wollte der künstlerische Leiter Eric Gauthier unbedingt den großen Star seiner Heimatstadt Montréal dabei haben. So kam Marie Chouinard mit ihrer Kompanie zurück in die Stadt, in der sie 1997 schon kein Geheimtipp mehr war: Damals zeigte sie mit dem 1990 gegründeten Ensemble bei der Stuttgarter Tanzbiennale «Sprachen des Körpers» gleich mehrere Stücke, die Sexualität und Leiblichkeit in Verbindung brachten und Extreme nicht scheuten.
Die Tanzbiennale mit einem Etat von damals 600 000 DM hat die Stadt Stuttgart wenig später weggespart. Eric Gauthier ist nun wagemutig genug, mit Hilfe von Stadt, Land, dem Hauptsponsor Mercedes-Benz-Bank und einem Budget von 1,6 Millionen Euro wieder Bewegung in den Stuttgarter Festivalsommer zu bringen. Dass Marie Chouinard, inzwischen von der «wilden Frau Québecs» zur «Grande Dame» der kanadischen Tanzszene gereift, mit einer von «Colours» koproduzierten Kreation aufwartete, machte das Fes-tivalglück perfekt.
«Soft virtuosity, still humid, on the edge» heißt das neue Stück, das sich mit «Henri Michaux: Mouvements» − einer ...
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Tanz August-September 2015
Rubrik: Produktionen, Seite 12
von Andreas Kachelrieß
im jahrbuch: große gefühle
Das Gefühl, berührt zu werden – ohne Abwehr, ohne Einmischung des Verstandes, gehört
zu den existenziellen Erfahrungen, die der Bühnentanz beschert. Er kann zur Hingabe
verführen, indem er unseren Augen schmeichelt – oder ganz andere Techniken in
Anschlag bringt. Wie erzeugt das Theater Gefühle, welche Rolle spielt dabei der Körper,
die...
Jerez de la Frontera liegt 15 Kilometer von der südspanischen Atlantikküste entfernt und gilt als Geburtsort des Flamenco und des Sherry, zweier Kulturgüter, auf die die Einwohner des Städtchens ausgesprochen stolz sind. Es ist Ende Februar. Vor dem malerischen Bahnhofsgebäude steige ich in ein Taxi, und der Fahrer vermutet ganz richtig, dass ich zum «Jerez...
Rocío Molina ist ohne Zweifel die vielseitigste und interessanteste Choreografin und Tänzerin der jungen Flamenco-Generation. Die aus Málaga stammende «Danzaora» – ein Kunstwort, das sie selbst geschaffen hat, um zu betonen, dass sie sich nicht als reine Flamencotänzerin betrachtet – entfachte zuletzt bei ihrem Auftritt anlässlich der Flamenco-Biennale in Sevilla...