Sidi Larbi Cherkaoui: «Orbo Novo»

Sidi Larbi Cherkaouis «Orbo Novo» (Neue Welt), das er für das Cedar Lake Contemporary Ballet kreiert hat, ist für den künstlerischen Leiter Benoit-Swan Pouffer ein Coup. Pouffer beschäftigt einige der weltbesten Choreografen für die 18-köpfige Repertoire-Kompanie. Das Stück ist das erste, das Cherkaoui für eine nordamerikanische Kompanie choreografiert hat.

Der Bestseller «My Stroke of Identity» der Hirnforscherin Jill Bolte Taylor – die bedrückende Geschichte ihres eigenen Schlaganfalls und ihrer langsamen Genesung – hatte Cherkaoui tief beeindruckt und schließlich zu «Orbo Novo» inspiriert. Ihre Worte wurzeln in ihrer Wahrnehmung sich auflösender physischer Grenzen und unser aller innerer Dualität. Hier sind die rechte und linke Gehirnhälfte eine Metapher für Ost und West.

Cherkaoui baut auf der Idee des Grenzüberschreitens auf, seien es Zeit- oder Kulturgrenzen, und er untersucht nicht nur das Konstrukt des Verstands, sondern auch die Abstände zwischen uns.

Der Stücktitel vermittelt dazu den Eindruck einer extremen Vergangenheit und womöglich einer ebenso beeindruckenden Zukunft. Cherkaouis Zugang zur Neuen Welt war New York City, wohin er direkt nach einem dreimonatigen Arbeitsaufenthalt bei den Shaolin-Mönchen in China reiste. Der Puls, die Vielfalt und die Widersprüche des Schmelztiegels New York trafen ihn jetzt besonders – und einige dieser Bilder (die Twin Towers des 11. September, die von dem Musical «Hair» inspirierten Kostüme, mit hippiesken Röcken und bodenlangen Mänteln) finden sich in dem neuen Stück wieder. Er erzählte ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Januar 2010
Rubrik: On tour, Seite 40
von Philip Szporer

Vergriffen
Weitere Beiträge
Voisin

Voisin heißt er und ist keine zehn Jahre alt. Ganz genau weiß man’s nicht. Niemand an der Elfenbeinküste nennt sein wahres Alter. Voisin heißt auf Deutsch: der Nachbarsjunge. Er wuchs auf wie alle Kinder, die hier in Schwärmen leben. Die vielleicht Fünfjährigen passen auf die Zweijährigen auf. Etwas ältere Kinder bekommen am Spielfeldrand von den Nachbarn eine...

Éric Oberdorff: Etre

Éric Oberdorff ist noch immer ein Geheimtipp. Dabei läuft im Theater Hagen schon seit Wochen sein Stück «Libre» aus dem Jahr 2008, schon 2001 gewann er mit «Impression lumières fugitives» den 1. Preis beim Int. Wettbewerb für Choreografen in Hannover. Aber weil er in Nizza lebt und nicht in Paris, weil er in Gießen choreografiert – allerdings auch in Mainz zu sehen...

Hinter den Kulissen

Preise, Preise, Preise. Martin Schläpfer, Direktor des Balletts am Rhein in Düsseldorf/Duisburg, erhielt so verdientermaßen wie erwartbar den Deutschen Theaterpreis des Deutschen Bühnenvereins, der Kulturstiftung der Länder und der Akademie der Darstellenden Künste, Der Faust, für sein Werk «Sinfonien» mit dem ballettmainz. Ein weiterer «Faust» ging an den Tänzer...