Schlag artig
Es gibt Tänzer, die gibt’s nicht. Artistes chorégraphiques nennen sich bei den Ballets de Monte-Carlo die Künstler, die im Grimaldi-Forum mühelos die Bühne füllen: Bernice Coppieters zuvorderst, die unter dem Eindruck des zuvor Erlebten immer wieder erschaudert. Den Schlag in die Magengrube hat ihr Körper nicht vergessen. Die ganze Brutalität ihres Partners ist für sie nach wie vor wie mit Händen greifbar. Selbst wenn er sie in dem Stück nicht eine Sekunde lang wirklich berührt, scheint sie ihm wehrlos ausgeliefert.
Vor Schmerz schreit sie auf und windet sich aus seiner Umklammerung. Wie von dieser Erinnerung befreit, steht sie am Ende da, konzentriert wie eine Karate-Kämpferin. Ohne erkennbare Regung fasst sie ihn schließlich an. Ein Schlag mit der Linken – leblos fällt er zu Boden, wo bereits die anderen liegen.
Nicht grundlos nennt Sidi Larbi Cherkaoui seine Choreografie «In Memoriam». Er erforscht, was dem «klassischen» Körper an Erfahrung eingeschrieben ist, und versucht diese Erfahrung sichtbar zu machen. Aber so wenig Erinnerung je Wirklichkeit werden kann, so wenig greifbar ist die Gegenwart ohne Geschichte. «Allein durch ihre Erinnerung», meint Sidi Larbi Cherkaoui, ...
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