roselare on tour
Bei der Uraufführung, die das HR-Fernsehen im Frankfurter Theater am Turm für die Ewigkeit mitschnitt, holten die vier Schauspieler am Ende den Autor auf die Bühne. Der dünne Typ mit halblangen Haaren und Sonnenbrille setzte sich auf die Bühnenkante und hob die Arme wie ein Chordirigent. Lauter! Alle miteinander! Das Publikum applaudierte und buhte, strömte eilig hinaus, etliche aber blieben wie angewurzelt sitzen. Die Schauspieler blieben auch. Das war 1966. «Als Peter Handke die ‹Pub-likumsbeschimpfung› schrieb, war er 22 Jahre alt.
So alt wie ich jetzt», sagt der ebenso schmale Jonas Vermeulen in der Mitte von «Liefdesverklaring» bzw. «Liebeserklärung», einem Stück der niederländischen Autorin Magne van den Berg auf der Grundlage des Handke-Textes. Inszeniert hat sie es gemeinsam mit der Choreografin Nicole Beutler in Leuven 2014.
Im tanzhaus nrw in Düsseldorf heißt es: «Sie werden hier nichts sehen, was Sie nicht schon gesehen haben.» Die sechs Performer stehen aufgereiht an Mikrofonen. Ein Bodenrechteck und ein Stück Vorhang markieren eine Bühne auf der Bühne, die mit ihrem giftig-fröhlichen Hellgrün wie ein Zitat wirkt, das sich zwischen Spaß und Ernst nicht entscheiden kann, ...
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Tanz November 2015
Rubrik: kalender und kritik, Seite 42
von Melanie Suchy
Dunkelheit, dann eine Leinwand, darauf ein roter Punkt, pulsierend wie ein Herz. Plötzlich taucht Shantala Shivalingappa aus der Finsternis auf, eine zierliche, beinahe gotisch-sakrale Figur: «Es war einmal, bevor die Zeit Zeit war, da war alles nichts, und das alles, das nichts war, begann.» So hebt «AM I» an, die jüngste Produktion des australischen Choreografen...
Man stelle sich einmal vor, es hätte sie nie gegeben. «Ach, was hat Pina Bausch für den Tanz getan, wie anders sähe die Sparte heute aus», lautet ein gängiger Seufzer. Vielleicht, liebe Pina-Groupies, ja auch so: All die Tänzerdarsteller, die ihr Innerstes als «Authentisches» auf die Bühne kübeln? Wären uns erspart geblieben. Die Akteure wären durchweg jung, schön,...
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Gonzalo Galguera mit einer religiösen Thematik befasst. In «Credo», «Requiem» und «Heilig!» hat er das in der Vergangenheit gleich mehrfach getan, und diese Erfahrung kommt ihm insofern auch in «Stabat Mater» zugute, als er auf alle Äußerlichkeiten verzichten kann. Seine Maria steht nicht am Kreuz, wie es der lateinische Text...