riskantes spiel

Niki de Saint Phalle und ihre Nanas.

«Nana Balloon» wirft ein Bein in die Luft, als wäre das nichts. Als wäre das Fleisch nicht schwer, als riskiere sie nicht, die Balance zu verlieren. Dabei ist ihr Stand ohnehin sehr fragil – nur ein winziger Punkt der Berührung verbindet Körper und gewölbtes Sockelblech. Unbekümmert ist dieser Körper, der Erdenschwere ebenso trotzend wie den klassischen Mustern der Bildhauerei. «Nana Balloon» kennt keine Angst, nicht vor dem Fall und dem damit verbundenen Schmerz, nicht vor den Blicken und dem Gelächter. So viel knallige Selbstbehauptung garantiert Beachtung.

Dafür sorgt auch das Kostüm, rot, blau und weiß geringelt, wie bei einem Artisten.

«Nana Balloon» − eigentlich «Nana au ballon» −, die gleich einen Ball werfen wird, ist eine der vielen Nana- Skulpturen, mit denen Niki de Saint Phalle (1930 bis 2002) ab Mitte der 1960er-Jahre weltberühmt wurde. Sie alle wirken stark, kraftvoll, aktiv, dynamisch, bunt, frech – und wurden so ungeheuer populär. Zugleich sind sie sehr raffiniert, denn die ausgedehnte Oberfläche mit den fröhlichen Mustern überspielt das Überbordende, Wuchernde, ja vielleicht sogar Furchterregende ihrer Leiblichkeit, das Monströse ihrer Dimensionen. Sprechen diese ...

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Tanz Mai 2016
Rubrik: Bewegung, Seite 4
von Katrin Bettina Müller

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