reader: disabled theater
hieß Jérôme Bels Inszenierung mit den Akteuren des Zürcher Theater Hora (tanz 7/12): ein Gipfelpunkt des «Theatertreffens 2013», samt Kampfaufruf: «disabling the theatre». Knappe zwanzig Jahre nach Entstehung solcher Mixed-Abled-Kompanien wie Candoco in England, DIN A 13 in Köln und eben dem 1993 ins Leben gerufenen Theater Hora, fragt Jérôme Bel stur Namen, Alter und die Größe seiner Tänzer ab. Wie seit eh und je bei ihm, hier nun mit Tänzern, die ihre geistige Behinderung nicht darstellen können und sie darum mit ihrem Publikum immer erst noch verhandeln.
Gerade, weil sie zeitweise die Kontrolle über ihr Tun verlieren, kann Bel mit den Methoden der Repräsentation im Theater ins Gericht gehen – und Theaterwissenschaftler von Gerald Siegmund über André Lepecki bis Kai van Eikels folgen dieser Spur, entdecken hier eine Kritik der menschlichen Optimierung und eine der eigenen Urteilskraft. Es entzündet sich, wie vor schon dreißig Jahren, als der glasknochenkranke Peter Radtke unter George Tabori die Bühne bestieg, eine Diskussion zu Political Correctness und Art brut – Bedenken, die in Interviews mit den Tänzern und mit Jérôme Bel zerstreut werden. Wie bei Christoph Schlingensiefs ...
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Tanz Juni 2015
Rubrik: medien, Seite 63
von Arnd Wesemann
Ihre Lebenslagen könnten kaum unterschiedlicher sein: Er irrt durchs Mittelmeer, sie dagegen harrt aus im heimischen Ithaka. Trotzdem haben beide das gleiche Problem: Sie sind die schärfsten Alphatierchen ihrer Gesellschaften und fast außerstande, sich gegen das Begehren der anderen zu wehren. Aber genau darauf kommt es an, jedenfalls wenn sich Choreograf Patrick...
Strömender Regen, doch wer ihn durchschreitet, bleibt trocken: Der «Rain Room» von rAndom International scheint ein geradezu magisches Event gewesen zu sein, den begeisterten Reaktionen der Besucher von 2012 auf Facebook oder Instagram nach zu schließen. Die Idee: 3D-Kameras zeichnen den Standort jedes Besuchers im Regenraum auf und leiten die Daten weiter an die...
Sechs Studenten pro Jahr kommen in den Genuss, in den Räumlichkeiten der Uferstudios im Berliner Wedding zu Choreografen zu reifen. «Sechs Studenten», sagt Wanda Golonka, seit dem Wintersemester 2013/14 Professorin am Master-Studiengang Choreografie, «das sind jedes Jahr sechs Tanzkünstler mehr zu den 3000, die es schon gibt in Deutschland». In der Kunst herrscht...