Peter-Pan-Syndrom

Christopher Wheeldon inszeniert am Broadway «MJ the Musical» über das Leben Michael Jacksons. Und spart die dunklen Seiten des «King of Pop» weitgehend aus.

Es ist kurz vor 14 Uhr an einem regnerischen Mittwoch im New Yorker Theater District. Lange Schlangen stehen vor dem Neil Simon Theatre, in wenigen Minuten beginnt die Vorstellung. Wie im Flughafen gibt es Sicherheitsschleusen, Körpertemperaturen werden gemessen, Impfausweise geprüft und Tickets gescannt; Masken sind Pflicht. Im Theater füllen sich die Ränge, die Vorstellung ist gut verkauft. Auch die Bühne wird nach und nach bevölkert: Sie zeigt einen großen Raum mit hohen Fenstern und Tanzboden, ein Probenstudio.

Langsam trudeln die Tänzer und Musiker ein, ein Bodyguard im schwarzen Anzug überprüft die Örtlichkeiten, der Regieassistent verkündet: «Noch fünf Minuten!» Und dann ist es soweit: Michael Jackson betritt den Raum. Mit Fedora, weißem Hemd, zu kurzen, schwarzen Hosen, weißen Socken und schwarzen Schuhen. Der Rhythmus von «Beat It» wird angezählt, und Regisseur und Choreograf Christopher Wheeldon lässt alle ikonischen Moves des Popidols schon in der Eröffnungsnummer auffahren: den Moonwalk, die abgehackten Bewegungen, die angezuckten Schultern, der Griff in den Schritt, die Spins und Kicks. Große Teile des Publikums klatschen bereits begeistert – für viele scheint klar zu ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz März 2022
Rubrik: Produktionen, Seite 22
von Andreas Robertz

Weitere Beiträge
TV und Streaming 3/22

STREETDANCE
Eigentlich hatte jede Zeit ihre Tänze, doch das frühe 21. Jahrhundert ist eine Art Schmelztiegel der Vergangenheit. Jedenfalls was die heute populären Bewegungsformen betrifft, die unter dem Namen «Streetdance» firmieren. Arte widmet ihnen eine zweiteilige Doku, die nach den Wurzeln des globalen Phänomens fahndet und die «Geschichte des Streetdance»...

In der Spur

Sie kennen das Haus aus dem Effeff. Gleiches gilt umgekehrt: Man geht keine zwei Schritte, ohne dass es aus irgendeiner Ecke «Oh Victoria!» schallt. Oder «Menschenskind – Julian!». Dabei ist es gut zwanzig Jahre her, dass sich Victoria Lahiguera und Julian Tonev von der Berliner Staatsoper verabschiedet und ihr eigenes Tanzstudio gegründet haben. An einem trüben...

Treffpunkt Berlin

Die Jury, der neben Arlette-Louise Ndakoze, Matthias Quabbe, Ana Vujanovic und unserer Autorin Melanie Suchy auch Annemie Vanackere und Ricardo Carmona vom gastgebenden Hebbel am Ufer (HAU) angehörten, hat ein enorm vielseitiges Programm zusammengestellt: eine Art Prisma der Gegenwartstendenzen. Zwei der geladenen Stücke haben wir bereits vorgestellt, Julian Webers...