Persönlich
Sie ist eine jener schillernden Persönlichkeiten, denen man bei Festivals wie dem Wiener «ImPulsTanz» über den Weg laufen kann. Dort nimmt die Tänzerin ihr Publikum mit in die Unterwelt: Es geht eine Treppe hinunter ins Halbdunkel des Untergeschosses des Wiener mumok. Mit Kreidestreifen der Trauer auf Gesicht und Armen mutet sie ein wenig an wie eine Voodoo-Priesterin. Zweimal bleibt sie stehen und erzählt von Träumen, die sie gehabt hat. Im ersten steht sie vor einer einladenden Landschaft, ist jedoch unfähig, diese zu betreten.
Im zweiten beschleicht sie das unheimliche Gefühl, inmitten einer geschäftigen Menschenmenge überdeutlich sichtbar zu sein – wie gefangen in einem Augenblick zwischen Vergangenheit und Zukunft. So mag sich Orpheus gefühlt haben, in jenem kritischen Moment, als er sich zu Eurydike umwandte und sie für immer verlor. Das Stück, das wir sehen, heißt denn auch «Operation Orpheus».
Die Zuschauer folgen interessiert den zarten, intensiven Gesten der Trauer und der Verzweiflung, die Flierl mit elegischem Gesichtsausdruck darbietet. Unmissverständlich beschwört sie dabei die Empfindsamkeit eines romantischen Balletts herauf. So konventionell ihre Bewegungen auch ...
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Tanz Oktober 2016
Rubrik: Menschen, Seite 28
von Pieter T‘Jonck
Marie Chouinard ist zur neuen Leiterin der Sektion Tanz der «Biennale di Venezia» ernannt worden und wird diesen Posten von 2017 bis 2020 bekleiden. Ihre Aufgaben umfassen neben der Organisation des internationalen Tanzfestivals die didaktische Koordination des «Biennale College», das Nachwuchskünstlern die Zusammenarbeit mit Meistern des Fachs sowie die...
Während der Ex-Chef neuerdings das Ballett der Mailänder Scala leitet, läuft seine einstige Truppe zu Hochform auf: Das Aterballetto, die längste Zeit von Mauro Bigonzetti profiliert, hat unter der Führung von Cristina Bozzolini nichts an Qualität eingebüßt. Im Gegenteil ist dem Ensemble eine choreografische Vielfalt zugewachsen, die ihm sichtlich gut bekommt.
Das...
auf dvd
renate wandert aus
Das Stück fällt in jeder Hinsicht aus dem Rahmen. Ungewöhnlich für Pina Bausch, hatte es schon vor der Premiere seinen Titel, und im Programmheft fand sich der Comic, der jetzt die DVD-Doku ziert. «Renate wandert aus» wird als «Operette» bezeichnet, und Mantovani lässt darin gleich anfangs die Liebe so erschallen, als ob der Himmel immer...