Nadia Beugré «Prophétique (on est déjà né.es)»
Sie kommen aus Abidjan, aus Brüssel oder Brasilien. Tagsüber arbeiten sie in Haar- oder Beautysalons, nachts verwandeln sie sich in tanzende Hermaphroditen, Aphroditen oder Afro-Furien. Nadia Beugré, die in Montpellier und Abidjan lebt, ist ihnen dort oder in Brüssel begegnet, vor allem aber in einer Bar in Abidjan. War begeistert von ihrem Witz, ihrem Talent und ihrer Authentizität, berührt von ihrem Kampf darum, ihre Identität ausleben zu können. Männlich geboren, weiblich geschminkt.
Sie erfinden für sich Identitäten wie in einer Familie – oder House – der Voguing-Szene: El Bandide, Kevin Kero oder Beyoncé. Und ihr Tanz ist tatsächlich maßgeschneidert aus Voguing und dem westafrikanischen Coupé-décalé. Das ist sinnlich, explosiv, voller Lebens- und Farbenfreude. Die Körper athletisch gestählt und die Bewegungen lasziv, zwischen Model-Posen und Kitsch aus dem Comedy-Repertoire. Im Alltag müssen sie, weil sie sich schminken und ihre männlichen Körper ostentativ weiblich kleiden, Hasstiraden, körperliche Gewalt und manchmal sogar Gefängnisstrafen erdulden.
Dass die sechs Königinnen der Nacht unvermittelt Nadia Beugré begegneten, erlaubt ihnen heute, ihr Wesen, ihre Träume, Ängste, ...
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Tanz Oktober 2023
Rubrik: Kalender, Seite 45
von Thomas Hahn
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