Nacho Duato: «Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere»

in München

Das ist ein protestantischer Beginn: der Vorhang offen, die sparsam beleuchtete Bühne leer bis auf ein Objekt, das ein Notenpult sein könnte, tiefe Schwärze im Hintergrund, dazu die ersten Takte der Aria aus den «Goldberg-Variationen» von Johann Sebastian Bach. Ein Tänzer huscht herein, flext die Füße, zirkelt die Arme, andere folgen. Als seien sie seine imaginierten Geschöpfe, sieht ihnen Bach-Darsteller Marlon Dino (gepuderter Zopf, schwarze Kniehose) zu, bevor er an die Rampe tritt, sich verneigt und sich dem mittlerweile geschlossenen Zwischenvorhang zudreht.

«Zerreißet, zersprengt, zertrümmert die Gruft» brandet der Chor auf, während Bach versunken der Musik lauscht, bis der Vorhang aufgeht – und das Nummernballett beginnt.

18 Tänzer in sportiver Unisex-Unterwäsche, golden beleuchtet, jeder auf seinem Pulthocker. Sie springen, rennen, fiedeln und trompeten, wenn es musikalisch passt und Bach es dirigiert, manche reißen den Mund auf zum tonlosen Gesang. Schließlich nehmen sie ihre Hocker in die Hand und stürmen in die Kulissen. Applaus. Bach setzt sich. Eine Tänzerin mit Stab (Giuliana Bottino) kommt gemessenen Schritts herein. Sie platziert  sich auf den Schoß des Komponisten, ...

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Tanz März 2010
Rubrik: Kalender, Seite 34
von Katja Schneider

Vergriffen
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