montpellier: «for the sky not to fall»
Nein, bitte nicht schon wieder! Am Eingang zur zweiten Spielstätte des Berliner Hebbel am Ufer (HAU) werden Handtücher verteilt: «Die werden Sie brauchen!» Was vermuten lässt, dass es sich bei Lia Rodrigues‘ «For the Sky Not to Fall» um eine dieser Darbietungen handelt, die den Zuschauer mit Darstellerschweiß oder anderen Sekreten traktieren und Partizipation mit Belästigung verwechseln. Aber – es kommt ganz anders.
Die Produktion der brasilianischen Choreografin und ihres elfköpfigen Ensembles hat in Dresden, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg gastiert, im Rahmen des Festivals «Projeto Brasil», jeweils zeitversetzt ausgerichtet von den fünf Tanzhäusern und Produktionsstätten. Es ist das erste Signal eines neuen Bündnisses zwischen Festspielhaus Hellerau, HAU, tanzhaus nrw, Mousonturm und Kampnagel, die künftig gemeinsam in Projekte investieren wollen. Was in Lia Rodrigues’ Fall eine ausgesprochen gute Entscheidung war.
Ein hundertköpfiger Publikumsschwarm drückt sich im Bühnenkarree des HAU 2 zusammen, die Performer schälen sich erst aus der Masse, dann aus ihren Kleidern heraus. Goldenes Licht ergießt sich über ihre Körper und lässt sie aussehen wie Statuen, wie Vorfahren ...
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Tanz Juli 2016
Rubrik: kalender und kritik, Seite 44
von Dorion Weickmann
Die Orgien sind auch nicht mehr das, was sie mal waren: Vor über 100 Jahren entfesselte Mikhail Fokine in «Scheherazade» einen rauschhaften Tumult, heute rutschen Ballettorgiastiker in Sado-Maso-Kunstleder aufeinander herum und beißen gemeinsam in einen roten Apfel. Diese recht aufgesetzt wirkende Skandalnummer mit dem Yuppie-Hofstaat gibt in der Stuttgarter...
Der Künstlerische Direktor von Het Nationale Ballet, Ted Brandsen, hat ein Händchen dafür, Nachwuchschoreografen zu verpflichten – vor allem solche, die als «heiß« gehandelt werden. Dazu zählt derzeit Justin Peck, resident choreographer des New York City Ballet, der mit «Year of the Rabbit» (2012) beim vierteiligen Abend «Transatlantic» im Rahmen des «Holland...
Um aus dem Rahmen zu fallen, muss man erst einmal einen haben. Sidi Larbi Cherkaoui, seit fast einem Jahr als Direktor des Ballet Vlaanderen im Amt, schafft das scheinbar spielerisch. Dreimal «Ravel», das heißt bei ihm: drei Choreografen-Generationen, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Klangmagier und Musikimpressionisten Maurice Ravel eingelassen haben....