montpellier: «for the sky not to fall»
Nein, bitte nicht schon wieder! Am Eingang zur zweiten Spielstätte des Berliner Hebbel am Ufer (HAU) werden Handtücher verteilt: «Die werden Sie brauchen!» Was vermuten lässt, dass es sich bei Lia Rodrigues‘ «For the Sky Not to Fall» um eine dieser Darbietungen handelt, die den Zuschauer mit Darstellerschweiß oder anderen Sekreten traktieren und Partizipation mit Belästigung verwechseln. Aber – es kommt ganz anders.
Die Produktion der brasilianischen Choreografin und ihres elfköpfigen Ensembles hat in Dresden, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg gastiert, im Rahmen des Festivals «Projeto Brasil», jeweils zeitversetzt ausgerichtet von den fünf Tanzhäusern und Produktionsstätten. Es ist das erste Signal eines neuen Bündnisses zwischen Festspielhaus Hellerau, HAU, tanzhaus nrw, Mousonturm und Kampnagel, die künftig gemeinsam in Projekte investieren wollen. Was in Lia Rodrigues’ Fall eine ausgesprochen gute Entscheidung war.
Ein hundertköpfiger Publikumsschwarm drückt sich im Bühnenkarree des HAU 2 zusammen, die Performer schälen sich erst aus der Masse, dann aus ihren Kleidern heraus. Goldenes Licht ergießt sich über ihre Körper und lässt sie aussehen wie Statuen, wie Vorfahren ...
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Tanz Juli 2016
Rubrik: kalender und kritik, Seite 44
von Dorion Weickmann
«dramaturgeïn ist Griechisch und bedeutet ‹ein Drama verfassen›. Kein Dramaturg verfasst Dramen.» So begann einst die Kritik des Theaterkritikers Gerhard Stadelmaier an diesem seltsamen Beruf: «Alle anderen am Theater zaubern mit Kunst. Der Dramaturg zaubert mit sich selbst», schrieb er. Der Dramaturg bringt sich so – sein bester Trick – selbst zum Verschwinden.
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Verschwunden sind von den Bühnen die duftig-zarten Tüll-Kreaturen. Verschwunden die lieblichen Dämchen. Geblieben sind nur Dämonen, aggressive Fantasiekreaturen und sinister-sinnliche Vamps. Lauter schwarze Schwäne, ohne ihr puderweißes Pendant. Gerade das Ballett am Rhein ist bekannt für seinen grimmig-rabiaten, sexy Spitzenschuh-Einsatz. Dieses Talent scheint...
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von wundern und superhelden – 55 jahre stuttgarter ballett
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